Europa - Bevölkerung mit Migrationserfahrung
Überblick
en zu unterscheiden:
• Menschen in einem EU-Mitgliedstaat, die außerhalb der EU-28 geboren wurden (Anfang 2015 rund 34,3 Mio.),
• Menschen, die in einem anderen EU-Mitgliedstaat geboren wurden als dem EU-Land, in dem sie dauerhaft leben (Anfang 2015 rund 18,5 Mio.).
Insgesamt waren dies rund 10 Prozent, wobei sich hinter dem Durchschnittswert starke Gegensätze verbergen. Die größten Anteile von Bevölkerung mit Migrationserfahrung im Sinne der oben beschriebenen Abgrenzung hatten 2015 Luxemburg (46,0 %), Zypern (20,9 %) und Österreich (17,2 %), die geringsten Anteile Rumänien (1,4 %), Polen (1,6 %) und Bulgarien (1,7 %). Deutschland lag mit 12,6 Prozent leicht über dem EU-Durchschnitt.
Im Durchschnitt leben in den Staaten der EU rund sieben Prozent der Menschen als Ausländer (2015). Dies sind Personen, die nicht die Staatsangehörigkeit des Landes haben, in dem sie leben. Der Mittelwert verschleiert erhebliche Gegensätze. Die größten Anteile ausländischer Bevölkerung hatten 2015 Luxemburg (44,2 %), Zypern (17,1 %) und Lettland (15,0 %), die geringsten Anteile Polen (0,3 %), Rumänien (0,5 %) und Litauen (0,8 %). In Deutschland leben rund 7,7 Mio. Ausländer, das sind rund 9,5 % der Bevölkerung (2015). Viele andere Menschen besitzen dagegen die deutsche Staatsbürgerschaft, haben aber auch einen Migrationshintergrund, weil sie oder ihre Vorfahren aus unterschiedlichen Gründen aus einem anderen Staat eingewandert sind. In Deutschland sind dies 9,4 Mio. bzw. 11,5 % der Einwohner (2015; ohne Ausländer). Insgesamt hat also etwa jeder fünfte Einwohner Deutschlands einen Migrationshintergrund (16,6 Mio.); in Frankreich sind die Anteile ähnlich. Statistisch muss genau unterschieden werden: Die in der Karte dargestellte im Ausland geborene Bevölkerung entspricht der in Deutschland als Bevölkerung mit Migrationshintergrund und eigener Migrationserfahrung (s. Grafik).
Die nach absoluten Zahlen größten Gruppen an Menschen, die im Ausland geboren wurden, leben heute in den Staaten West- und Mitteleuropas sowie in Südeuropa (erkennbar an den Kästchendiagrammen); hier sind die Anteile durchweg hoch bis sehr hoch. Am geringsten sind die absoluten Zahlen und Anteile in weiten Teilen Ost- und Südosteuropas. Allerdings gibt es hier Ausnahmen wie Estland und Lettland, wo jeweils rund 15 Prozent Russen leben - eine Folge der Zugehörigkeit zur Sowjetunion bis 1991.
Historische Phasen der Zuwanderung
Vor allem Großbritannien, Frankreich und die Niederlande sind Ziele von Zuwanderern aus ehemaligen Kolonialgebieten. In Großbritannien leben rund 1,2 Mio. Menschen mit pakistanischen Wurzeln und 1,5 Mio. Menschen mit indischen Wurzeln (durchschnittlich 4 %; regional bis zu 8 % der Bevölkerung). Sie bilden die beiden größten Immigrantengruppen.
In Frankreich bilden Emigranten aus Nord-afrika (Marokko, Algerien, Tunesien) bis heute die größte Gruppe der Einwanderer (rund 4 Mio.), hinzu kommen viele Einwanderer aus Afrika südlich der Sahara (rund 1 Mio.).
Ein heute schon historisches Phänomen sind die Gastarbeiterströme der 1960er- und 1970er-Jahre. Auslöser dieser Wanderungen waren der wirtschaftliche Aufschwung in den Industriestaaten der Nachkriegszeit, der damit einhergehende Arbeitskräftebedarf und das Entwicklungsgefälle zu den europäischen Randgebieten. In Ländern wie Deutschland, Österreich und der Schweiz macht sich diese Einwanderungswelle heute am stärksten bemerkbar (hohe Anteile bei Menschen aus europäischen Staaten und der Türkei). Frankreich hat aus dieser Phase größere Bevölkerungsgruppen mit spanischen, portugiesischen und italienischen Wurzeln.
Eine weitere Einwanderungswelle ereignete sich zwischen 1988 und 1998, als sich die Zahl der in Europa lebenden Einwanderer um 36 Prozent auf knapp 19 Mio. Menschen erhöhte. In dieser Phase stieg der Ausländeranteil an der Bevölkerung vor allem in solchen Ländern, die - wie etwa Finnland, Dänemark, Spanien, Portugal und Italien - zuvor nur einen relativ geringen Ausländeranteil hatten. In vielen europäischen Ländern leben größere Bevölkerungsgruppen mit Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien. Sie kamen als Gastarbeiter, vor allem aber in den 1990er-Jahren als Bürgerkriegsflüchtlinge. Ein Sonderfall ist Deutschland hinsichtlich des hohen Anteils von Menschen mit deutschen Wurzeln, die in der ehemaligen Sow-jetunion geboren wurden und als Spätaussiedler die deutsche Staatsbürgerschaft erhielten. Diese Wanderungsbewegung ist heute weitgehend zum Erliegen gekommen.