Europa - Altersaufbau

Europa - Europa
978-3-14-100870-8 | Seite 112 | Abb. 1

Überblick

Das Modell des demographischen Übergangs beschreibt idealtypisch die natürliche Entwicklung einer Bevölkerung beim Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft. Die prätransformative Phase ist zunächst gekennzeichnet durch hohe Geburten- und Sterberaten. In der frühtransformativen Phase zeigt sich eine kons-tante oder auch leicht zunehmende Geburtenrate, wohingegen die Sterberate zurückgeht. Infolgedessen kommt es zu einem starken natürlichen Wachstum der Bevölkerung. In der hochtransformativen Phase sinkt die Sterberate weiter, aber zunehmend auch die Geburtenrate, weshalb hier die maximale natürliche Wachstumsrate erzielt wird. In der spättransformativen Phase sinkt die Geburtenrate bei andauernd niedriger Sterberate weiter ab. Eine fünften Phase, die posttransformative Phase, ist durch sinkende niedrige Geburtenraten und leicht ansteigende Sterberaten gekennzeichnet.

Die Bevölkerungspyramiden der Staaten lassen sich den beschriebenen Modellphasen zuordnen. Der überwiegende Teil der europäischen Staaten befindet sich in der spättransformativen Phase (geringes Bevölkerungswachstum), ein Teil, unter anderem Deutschland, in der posttransformativen Phase (sinkende Bevölkerung). Die Bevölkerungspyramiden solcher Staaten haben jeweils die Form einer Urne, wobei sich bei einigen Ländern deutliche Einschnitte infolge der Weltkriege bemerkbar machen (Polen, Russland; hohe Opferzahlen, verkleinerte Elterngenerationen). Einzig die Türkei hat eine Bevölkerungspyramide in Form eines Bienenstocks, die eine längerfristig stabile Bevölkerungszahl signalisiert.

Dass das Phänomen sinkender Bevölkerungen nicht auf die am höchsten entwickelten Staaten beschränkt ist, zeigt das Beispiel Bulgarien. Dort ist aufgrund der schwierigen Lebensbedingungen und der niedrigen Einkommen die selektive Abwanderung junger, qualifizierter Menschen sehr hoch (vor allem nach West- und Mitteleuropa); dies verkleinert die Generation potenzieller Eltern und führt zu anhaltend stark sinkenden Geburtenzahlen.

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