Belgien, Niederlande, Luxemburg (Benelux-Länder) - Physische Karte

Europa - Leben mit dem Wasser
978-3-14-100870-8 | Seite 132 | Abb. 1| Maßstab 1 : 2250000

Überblick

Die Bedeutung der Niederlande geht wesentlich auf die Lage an Meer zurück, das für die Anwohner über viele Jahrhunderte immer eine schwere Bedrohung und zugleich wichtigste Quelle ihres seit dem Mittelalter beständig wachsenden Wohlstands war. Die ausgedehnten Baumaßnahmen, die die Niederländer unternahmen, um sich vor Hochwassern zu schützen und dem Meer neues Land abzutrotzen, veranlassten Voltaire zu einem Bonmot: ,Gott habe die ganze Erde erschaffen, lediglich in den Niederlanden habe er dies den Einwohnern überlassen."

Die Niederlande

Die Niederlande sind nahezu vollständig vom Tiefland dominiert. Knapp ein Viertel der Staatsfläche liegt unterhalb des Meeresspiegels, ein weiteres Viertel maximal einen Meter oberhalb des Meeresspiegels, weshalb der gesamte Westen des Landes und weite Gebiete im Norden bis heute künstlich entwässert werden müssen. Wasserflächen nehmen 17 Prozent der Staatsfläche ein - das ist europäischer Rekord.

Die bis zum Ende des Tertiärs gebildeten Gesteine, unter anderem Kalkstein, treten nur an einigen Stellen im Südosten und Osten zutage. Große Teile des Landes bestehen aus fruchtbaren Fluss- und Seemarschen, etwa ein Zehntel der Staatsfläche wurde in historischer Zeit durch die Anlage von Poldern hinzugewonnen. In Richtung Osten und Südosten erstreckt sich eine eiszeitlich gebildete Moränenlandschaft, im äußersten Südosten hat das Land Anteil am Rheinischen Schiefergebirge. Hier befindet sich auch die höchste natürliche Erhebung der Niederlande, der 323 Meter hohe Vaalserberg.

Zwischen Amsterdam und Rotterdam erstreckt sich ein bedeutender urbaner Ballungsraum, die Randstad, zu der unter anderem auch Den Haag, Leiden, Haarlem, Almere und Utrecht gehören. Mit ihren bedeutenden Häfen und Flughäfen ist die Randstadt wirtschaftlicher Motor der Niederlande und ein Innovationsraum von kontinentaler Bedeutung. In ihrem Zentrum liegt das Groene Hart ("grünes Herz"), ein Landwirtschafts-, Naherholungs- und Naturgebiet. Im Süden dieses Großraums bilden die großen Ströme, die von den Nachbarländern nach Holland fließen - der Rhein aus Deutschland, Schelde und Maas aus Belgien - ein ausgedehntes Mündungsdelta.

Die Küstenlinie der Niederlande hat sich infolge zahlreicher Maßnahmen zur Gewinnung von Land und zum Schutz vor Hochwasser im Laufe der Jahrhunderte immer mehr verkürzt. Das weitverzweigte Mündungsgebiet von Maas und Schelde ist mit Deichen, Sperrwerken und Küstenbefestigungen gegen Hochwasser geschützt (Deltaprojekt). In nordöstlicher Richtung schließt sich ein Streifen mit Küstendünen an, die durch ihre Höhe einen guten natürlichen Hochwasserschutz bilden. Nach Norden hin gehen sie in die kettenartig aufgereihten Westfriesischen Inseln über. Zwischen diesen vorgelagerten Inseln und der vergleichsweise geradlinigen, durch Seedeiche markierten Küstenlinie des Festlands liegen ausgedehnte Wattflächen.

Belgien und Luxemburg

Belgiens Landschaft ist abwechslungsreicher: Jenseits der Strände und Sanddünen an der gut 70 Kilometer langen Nordseeküste verläuft ein schmaler Streifen eingedeichten und von Kanälen durchzogenen Marschlandes. Im Zentrum erstreckt sich eine fruchtbare Tiefebene, an die sich, leicht ansteigend, das höher gelegene Plateau nördlich der Flüsse Maas und Sambre anschließt. Südlich davon erstreckt sich das belgische Hochland, ein zerklüftetes, dünn besiedeltes Gebiet aus mehreren Gebirgsketten, deren größte die Ardennen bilden. Das stark bewaldete Hochland wird vor allem aus Sandstein und Schiefer aufgebaut. Es ist von kegelstumpfartigen Gipfeln durchsetzt und wird durch tiefe Schluchten und Täler gegliedert. Höchste Erhebung des Landes ist die 694 Meter hohe Botrange im Hohen Venn nahe der Grenze zu Deutschland. Schwerpunkt der Landwirtschaft sind die Tiefländer im Norden, auch die meisten Industriestädte liegen in der nördlichen Hälfte. Die wirtschaftlichen Zentren sind durch ein Netz von Kanälen verbunden.

Luxemburg, eines der kleinsten Länder Europas, wird im Norden durch das Ösling geprägt, einen dicht bewaldeten und von Flusstälern durchzogenen Ausläufer der Ardennen, der etwa ein Drittel der Landesfläche bedeckt. Im Süden liegt dagegen das landschaftlich ganz anders geartete Gutland. Diese Region wird von fruchtbaren Ebenen und einem welligen Hügelland mit ausgedehnten Weideflächen geprägt und intensiv agrarisch genutzt.

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