Tokio - Gefährdete Weltstadt am Fuji

Asien - Japan - Naturrisiken und Wirtschaft in einem Industrieland
978-3-14-100870-8 | Seite 168 | Abb. 3| Maßstab 1 : 1000000

Überblick

Tokio ist die größte urbane Agglomeration der Welt. Die eigentliche Stadt mit ihren 23 Stadtbezirken zählt über 9,2 Mio. Einwohner, in der gesamten Metropolregion leben 37,5 Mio. Menschen. Tokio ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Japans.

Das Bevölkerungswachstum verlief im Zuge des wirtschaftlichen Aufstiegs Japans nach 1945 zunächst außerordentlich dynamisch, ab Mitte der 1970er-Jahre war es weniger rasant, aber immer noch eindrucksvoll. Gegenwärtig nimmt die Bevölkerung in der Metropolregion weiter zu, vor allem durch Zuwanderung, während sie in der Stadt Tokio nur geringfügig über dem Niveau von 1960 liegt.

Das Bevölkerungswachstum spiegelt sich im starken Wachstum der bebauten Flächen, die sich seit 1950 ringförmig um das Stadtzentrum, entlang der Verkehrsachsen und an den Küsten ausgedehnt haben. Die Schwerpunkte des Wachstums verlagerten sich zunehmend in die weiter entfernten Außenbereiche, in denen die Bevölkerungsdichte - großräumig gesehen - zentrifugal abnimmt. Ein Spinnennetz moderner schienengebundener Verkehrsmittel markiert die Leitlinien des Pendelverkehrs. Für die Umlandbevölkerung bemisst sich die Attraktivität ihrer Wohnlage in erster Linie an der schnellen Erreichbarkeit der Zentren.

Seit den ersten Erdbebenaufzeichnungen 1602 wird Tokio regelmäßig von schweren Erdbeben heimgesucht. Das Kanto-Erdbeben (Magnitude 7,9) am 1. September 1923 forderte rund 150 000 Todesopfer. Es zerstörte die Hafenstadt Yokohama und große Teile Tokios, insbesondere westlich des Kaiserpalastes. Weil ganze Stadtviertel noch aus traditionellen Holzhäusern bestanden, fielen zahllose Gebäude den anschließenden Großbränden zum Opfer. Auch Backsteinbauten hielten der Erschütterung nicht stand. Insgesamt wurden rund 700 000 Häuser zerstört.

Weitere Naturrisiken, die die Agglomeration Tokio bedrohen, sind Taifune, Tsunamis und Vulkanausbrüche, weil es in unmittelbarer Nähe mehrere aktive Vulkane gibt. Der im Westen gelegene Fuji (Fujisan) wird inzwischen als relativ ruhig eingeschätzt. Bei seinem letzten Ausbruch 1707, der zwei Wochen dauerte, wurden große Teile der Kanto-Ebene, in der die japanische Hauptstadt liegt, von einer fruchtbaren Ascheschicht bedeckt.

Seit dem Kanto-Erdbeben 1923 fand die Stahlbetonbauweise verstärkt Einzug in die japanische Architektur. Im Zuge des Wiederaufbaus entstanden breitere Straßen, neue Brücken und eine feuerfeste Infrastruktur von Krankenhäusern, Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen. In der Innenstadt bestimmen heute statisch sichere und vor Bränden geschützte Hochhäuser das Bild. Andere Stadtteile sind dagegen weiterhin stark erdbebengefährdet.

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