Arktis - Entdeckungen und Hoheitsansprüche

Polargebiete - Polargebiete - Antarktis und Arktis
978-3-14-100870-8 | Seite 204 | Abb. 3| Maßstab 1 : 72000000

Überblick

Die ersten Arktis-Fahrten wurden von den Wikingern unternommen, die nach neuen Siedlungsplätzen suchten. Mit Beginn der Neuzeit rückten koloniale Interessen in den Vordergrund. Von 1734 bis 1743 unternahm der Däne Vitus Bering im Auftrag des Zaren die "Große Nordische Expedition" zur sibirischen Küste, der Beringstraße, nach Alaska und den Alëuten. Ab dem 19. Jahrhundert dienten die Expeditionen vordringlich der Suche nach einer Passage zwischen Europa und Asien.

Dem Schweden Otto Nordenskjöld gelang 1878/1879 erstmals die Nordostpassage entlang der Küste Nordasiens bis zum Beringmeer. Der Norweger Fridtjof Nansen versuchte zwischen 1893 und 1896, dem Nordpol mit einem Schiff nahezukommen, das im Eis eingeschlossen war und dessen natürlicher Drift folgte. Mit Skiern und Schlitten kam er dem Nordpol so nahe wie kein Mensch zuvor, nachdem er das Expeditionsschiff im März 1895 verlassen hatte. Von 1903 bis 1906 bezwang der Norweger Roald Amundsen die Nordwestpassage. 1908 behauptete Frederick Cook, den Nordpol erreicht zu haben, was aber viele bezweifelten. Die Peary-Expedition von 1909 gelangte immerhin in dessen Nähe. Von 1921 bis 1924 durchquerte der grönländisch-dänischer Polarforscher Knud Rasmussen erstmals die amerikanische Arktis von Grönland bis Alaska.

Eine erste deutsche Arktisexpedition von 1868 bis 1870 erreichte unter Kapitän Koldewey Ostgrönland und Spitzbergen. Der Deutsche Erich von Drygalski überwinterte ab Ende 1892 am Rande des Inlandeises in Westgrönland. Diese Ansätze führte dann der Geophysiker Alfred Wegener mit seiner großen Grönlandexpedition von 1929 bis 1931 fort.

1959 wurde der Nordpol von der "Nautilus", einem US-Unterseeboot mit Atomantrieb, unterquert. 1977 erreichte der nuklear angetriebene sowjetische Eisbrecher Arktika als erstes Schiff den Nordpol.

Hoheitsansprüche

Am Grund des Nordpolarmeeres werden große Vorkommen an Erdöl, Erdgas, Diamanten, Edel- und Buntmetallerzen vermutet, die zu nationalen Rivalitäten führen. Bezüglich der Hoheitsansprüche in der Arktis vertraten Russland (bzw. zuvor die Sowjetunion), Kanada und die USA ursprünglich das Sektorenprinzip mit einem territorialen Anspruch jeweils bis zum Nordpol.

Doch nach internationalem Recht gilt in der Arktis das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen. Dies haben alle Anrainer unterzeichnet, ausgenommen die USA, die sich aber dennoch daran halten. Innerhalb der 200-Seemeilen-Wirtschaftszone hat der jeweilige Küstenstaat das ausschließliche Nutzungsrecht (zum Beispiel Fischerei, Bergbau). Außerhalb dieser Zone entscheidet die Ausdehnung des Festlandssockels unter dem Meer über das Nutzungsrecht (zum Beispiel für den Rohstoffabbau). Dessen Verlauf ist gegenwärtig strittig, was die Existenz nicht festgelegter Grenzen der Hoheitsgebiete in der Arktis erklärt.

Die fünf Anrainer Dänemark (auch für Grönland und Färoer), Kanada, Norwegen, Russland und die USA sind als Mitglieder des Arktischen Rats zudem an den Grundsatz gebunden, bei der Ausbeutung von Rohstoffen zu kooperieren. Dem 1996 gegründeten Gremium gehören außerdem Finnland, Island und Schweden an. Hinzu kommen sechs Ureinwohner-Organisationen, die als ständige Teilnehmer Mitspracherecht haben. Weitere Staaten und NGOs können sich als Beobachter engagieren. Der Arktische Rat versteht sich vor allem als Forum des Interessensausgleichs (Rohstoffförderung) und der gemeinsamen wissenschaftlichen Erforschung der Arktis.

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