Nordrhein-Westfalen - Naturschutz

Nordrhein-Westfalen - Tourismus und Naturschutz
978-3-14-100943-9 | Seite 21 | Abb. 2 | Maßstab 1 : 1200000

Überblick

Nordrhein-Westfalen ist reich an Naturschutzgebieten und bietet eine Vielzahl von Schutzgebieten, die der Erhaltung der biologischen Vielfalt und der natürlichen Lebensräume dienen. Die gesamte Landesfläche Nordrhein-Westfalens umfasst rund 34 110 Quadratkilometer, den größten Anteil daran hat die Landwirtschaft mit 46,7 % – davon sind knapp 35 % Ackerland (mit Dauerkulturen) und rund 12 % Weide – gefolgt vom Wald mit 27,6 % (mit Heide, Sumpf und Unland) sowie 16,8 % Siedlungs- und 7,1 % Verkehrsflächen. Wasserflächen machten 1,8 % aus. Der tägliche Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrsflächen lag im langjährigen Mittel bei etwa 10 Hektar.

Naturschutzgebiete in Nordrhein-Westfalen

Nordrhein-Westfalen verfügte 2024 über 3365 Naturschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von etwa 304 224 Hektar, was ca. 8,9 % der Landesfläche entspricht und damit den dritthöchsten Wert in Deutschland bedeutet. Für diese Gebiete besteht ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder zur Erhaltung von Lebensstätten, Biotopen oder Lebensgemeinschaften bestimmter wildlebender Tier- und Pflanzenarten. Beispiele für bedeutende Naturschutzgebiete sind die Bruchhauser Steine auf dem Stadtgebiet von Olsberg im Hochsauerlandkreis, das Kluterthöhlensystem in Ennepetal, die Wahner Heide bei Köln oder das vulkanisch geprägte Siebengebirge am Übergang des Mittel- in den Niederrhein bei Bonn.

Nordrhein-Westfalen hat außerdem eine Vielzahl von Großschutzgebieten, die jeweils in unterschiedlichen Zonen gegliedert sind, mit jeweils unterschiedliche Entwicklungszielen und Schutzvorschriften. In der Nordeifel wurde 2004 auf einem ehemaligen belgischen Truppenübungsplatz ein rund 110 Quadratkilometer großer Nationalpark eingerichtet, der über schützenswerte Baumbestände, aber auch über militärische Altlasten verfügt. Die zwölf Naturparks, davon fünf länderübergreifend, reihen sich vom Südwesten nach Nordosten über fast alle Mittelgebirge Nordrhein-Westfalens und nehmen gemeinsam fast die Hälfte der Landesfläche ein. Es sind dieses der Deutsch-Belgische Naturpark (Hohes Venn-Eifel), der Naturpark Rheinland (bis Dezember 2005 Kottenforst-Ville) und der Naturpark Siebengebirge, der Naturpark Bergisches Land, der Naturpark Arnsberger Wald und der Naturpark Sauerland-Rothaargebirge (2015 aus den drei Naturparks Eggegebirge, Homert und Rothaargebirge entstanden), der Naturpark Diemelsee im Sauerland, der Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge sowie der Natur- und Geopark TERRA.vita (ursprünglich Naturpark Nördlicher Teutoburger Wald-Wiehengebirge). Die Naturparks Schwalm-Nette und Hohe Mark sowie der nordrhein-westfälische Anteil des Naturparks Dümmer liegen dagegen im Tiefland.

Weiterhin gibt es 29 Vogelschutzgebiete und 517 FFH-Gebiete (Fauna-Flora-Habitat) mit einer Gesamtfläche von 303 500 ha (8,9 % der Landesfläche). Mit der Ausweisung dieser Schutzgebiete für besondere Lebensräume und Arten wurden die Natura 2000-Richtlinien der Europäischen Union umgesetzt. Hier sollen die Bestände von etwa 170 schützenswerten Tier- und Pflanzenarten ebenso wie die 44 vorkommenden FFH-Lebensraumtypen in einem guten Erhaltungszustand bewahrt oder auf längere Sicht in einen guten Zustand gebracht werden. Natura 2000 umfasst auch die Einrichtung von „Wildniswäldern“, in denen so wie in den 1575 ha umfassenden und seit den 1970er-Jahren bestehenden Naturwaldzellen keine Forstwirtschaft betrieben werden darf. Es herrscht ein natürlicher Prozessschutz, die Natur entwickelt sich ohne Eingriffe des Menschen weiter. Durch die Ausweisung von 109 Wildniswäldern auf 7910 ha im Jahr 2013 wurde der Anteil der totalgeschützten Waldflächen erheblich erweitert – zuzüglich 544 ha Wildnisgebiet des privaten Siebengebirgs-Verschönerungsverein und 3975 ha der Kernzone des Nationalparks Eifel.

Eine Besonderheit in Nordrhein-Westfalen sind Schwermetallwiesen mit einzigartiger Vegetation. Durch den jahrhundertelang betriebenen Bergbau und Metallverarbeitung hat sich in den Landschaften rund um Stolberg bei Aachen sowie in Teilbereichen des Ruhrgebietes und Siegerlandes eine Anreicherung von Schwermetallen im Boden ergaben, die einzigartige Pflanzengesellschaften unter der Führung von Galmeipflanzen hervorgebracht haben.

Besonders geschützte Wildtiere

In Nordrhein-Westfalen gibt es eine Vielzahl besonders geschützter Wildtiere, darunter beispielsweise die majestätischen Kraniche, sie sind in den Feuchtgebieten besonders entlang des Niederrheins und auch an Ruhr und Ems anzutreffen. Hier und in anderen Feuchtgebieten verbreiten sich seit einigen Jahren auch die Bieber. Auch Wölfe kehren langsam nach Nordrhein-Westfalen zurück und sind hauptsächlich in entlegeneren Waldgebieten zu finden. Luchse sind scheue Raubtiere und in den höheren Mittelgebirgsregionen Nordrhein-Westfalens heimisch. Die größte Wildkatzen-Population ist wohl mit weit über 1000 Exemplaren in der Eifel anzutreffen. Eine Besonderheit sind die Dülmener Wildpferde, die zu den wenigen wildlebenden Pferden Europas zählen, dennoch nicht als echtes Wildpferd eingestuft werden. Es handelt sich um robuste Hauspferde mit ausgeprägten Wildpferdmerkmalen, in die immer wieder verschiedene andere Rassen eingekreuzt wurden. Für das Senner Pferd gibt es Pläne zur Rückkehr der Haltung in der Wildbahn. Seit 2010 laufen im Rothaargebirge Versuche, das einst in Mitteleuropa weit verbreitete Wisent wieder freilebend anzusiedeln.

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