Amerika - Temperaturen im Januar

Amerika - Klima
978-3-14-100943-9 | Seite 140 | Abb. 1 | Maßstab 1 : 72000000

Überblick

In Amerika reicht die Spanne der Durchschnittstemperaturen im Januar von weniger als -35° C im Norden Kanadas bis zu mehr als 25° C in weiten Teilen des Amazonastieflandes. Im Juli, während des Südwinters, werden dagegen aufgrund des stärkeren Einflusses der Ozeane auf die vergleichsweise schmale Landmasse Südamerikas in den hohen südlichen Breiten nicht so tiefe Temperaturen gemessen wie im nordamerikanischen Winter. Sie erreichen in den Hochlagen der Anden etwa 0 bis –5° C, während die höchsten Werte im Bereich der Karibik über 30° C liegen.

Einfluss der Windsysteme

Durch die Lage und Gestalt des Kontinents, insbesondere aber durch die Nord-Süd-Erstreckung der Gebirgszüge entlang der Westküste, ist die Witterung sowohl in Nord- als auch in Südamerika das ganze Jahr über durch einen starken meridionalen Austausch polarer und tropischer Luftmassen geprägt. Dieser direkte Meridionalaustausch feuchtwarmer Luftmassen aus Äquatornähe und kalter Luftmassen aus den polaren Regionen führt zum Teil zu extremen Witterungserscheinungen und zur Ausbildung charakteristischer regionaler Windsysteme. Auf der Rückseite winterlicher Tiefdruckgebiete kann es zu raschen Vorstößen polarer Kaltluft aus dem Bereich der Hudson Bay und des nördlichen Kanadas bis weit nach Süden kommen. Die Kaltlufteinbrüche sind insbesondere über den weiten Ebenen der Great Plains mit hohen Windgeschwindigkeiten und kräftigen Schneefällen verbunden. Diese Schneestürme werden als Blizzards bezeichnet; sie können bis zu den subtropischen Zitrusplantagen Floridas reichen und dort große Schäden anrichten.

Als sogenannte Northers oder Nortes erstrecken sich die mit der einbrechenden Polarluft verbundenen Winde sogar bis nach Zentralmexiko. In Südamerika treten solche Kaltlufteinbrüche aus den Polarregionen gelegentlich ebenfalls auf. Sie werden dort als Pamperos bezeichnet.

Chinook

An der Ostseite der Rocky Mountains tritt der Chinook auf, ein warmer, föhnartiger Fallwind, der in den Wintermonaten zu rascher Schneeschmelze führt. Die mit dem Westwind herangeführten Luftmassen erfahren dabei einen kräftigen dynamischen Erwärmungseffekt, bei dem meist der Gefrierpunkt überschritten wird. Da mit dem Fallwind zudem häufig extrem kalte Kontinentalluftmassen ausgeräumt werden, kommt es innerhalb sehr kurzer Zeit zu großen Temperatursprüngen. In den Sommermonaten ist der Chinook dagegen weniger spürbar, weil die über den Great Plains liegenden kontinentalen Luftmassen dann einstrahlungsbedingt heiß sind und die sich ergebenden Temperaturunterschiede bei Einbruch des Fallwindes entsprechend geringer ausfallen.

Mäandrierender Westwindjet

Die weitaus größere Landmasse Nordamerikas in den hohen nördlichen Breiten unterliegt zirkulationsdynamisch im Bereich der Polarfront in großer Höhe außerdem dem Regime der vorherrschenden Westwinde (in Südamerika betrifft dies nur die schmale Südspitze Patagoniens und Feuerlands). Die bodennahen Westwinde sind dabei zwischen dem Alëuten-Tief und dem Nordpazifischem Hoch besonders intensiv ausgebildet. Die Höhenströmung des Westwindjets wird durch die westlichen und östlichen Kordilleren (Küstengebirge bzw. Rocky Mountains, s. 136.1) so abgelenkt, dass sie darüber einen Bogen nach Norden schlägt (Rücken) und im Lee des Gebirges eine großräumige Ausbuchtung nach Süden erfährt (Trog), um zum Atlantik hin wieder nach Norden abzubiegen: die Westwindjets mäandrieren.

Der Höhenrücken über den Kordilleren fördert dort das Vordringen warmer Luft nach Norden, der Höhentrog über den inneren, flachen Landschaften Nordamerikas den Vorstoß polarer und arktischer Kaltluft nach Süden, teilweise bis an die Golfküste. Die unter der Trog-Vorderseite entstehenden Tiefdruckwirbel (Zyklonen) mit ihren typischen Warm- und Kaltfronten saugen gleichsam tropische, feuchte Warmluft aus dem Golf von Mexiko an. So entsteht der durch die Juli-Isotherme manifestierte Warmluftkörper über dem zentralen Süden der USA (westlich der Appalachen).

Tornados

Die mit subtropisch-maritimen Luftmassen aus Süden am Boden und arktisch-kontinentalen Luftmassen aus Norden in der Höhe verbundene starke Labilisierung begünstigt die Entstehung von Tornados. Sie treten am häufigsten im Frühjahr und Frühsommer auf, wenn die thermischen und hygrischen Gegensätze zwischen feuchtwarmer Luft aus dem Golf von Mexiko und trockenkalter Luft aus dem Norden maximal sind und können dort entstehen, wo eine wasserdampfreiche, warme Luftschicht in Bodennähe durch eine Inversion von trockener und kühlerer Luft in der Höhe getrennt ist. Zugleich muss zwischen der unteren und der oberen Luftmasse eine starke Windscherung bestehen.

Das Kerngebiet der Tornadogefährdung liegt im März zunächst im Bereich der Golfküsten, von wo es sich dann bis zum Hochsommer in das kontinentale Innere Nordamerikas ausdehnt. Die um eine vertikale Achse rotierende Luftsäule eines Tornados kann einen Durchmesser von über einem Kilometer erreichen, die Zugrichtung folgt stets der Höhenströmung von Südwest nach Nordost.

Überschreiten die feuchtwarmen Luftmassen durch Aufheizung vom Boden her eine gewisse Auftriebsschwelle, kann die Inversionssperrschicht durchstoßen werden. Dann setzt explosionsartig Konvektion bis in große Höhen ein. Durch freiwerdende Kondensationswärme und die Windscherung kann es dabei zur Ausbildung eines Aufwindschlauchs kommen, dessen Windgeschwindigkeiten von bis zu 400 km/h große Schäden anrichten, besonders durch umherfliegende Trümmer.

Temperaturen in Nordamerika

Nord- und Mittelamerika erstrecken sich über alle Klimazonen. Im Süden reichen die Teilkontinente bis in die randlichen Bereiche der Tropen hinein, im Norden erstrecken sie sich über den Polarkreis hinaus in die Polarregion. Entsprechend vielseitig ist die Genese der unterschiedlichen Klimate (s. 174.2) und die Verteilung der wichtigsten Klimaelemente. Die Karten über die mittlere Temperaturverteilung im Januar und Juli zeigen die Auswirkungen des ungestörten meridionalen Luftmassenaustauschs über der amerikanischen Landmasse.

Die Kaltluftvorstöße in Nordamerika schlagen sich in der Temperaturverteilung im Januar nieder. Im Osten der Kordilleren buchten die Isothermen in Richtung der Großen Seen zum Teil stark nach Süden aus. Durch die küstenparallelen Gebirge im Westen und Osten Nordamerikas beschränkt sich der mildernde thermische Einfluss des Atlantiks nur auf einen schmalen Küstenstreifen, in dessen Bereich die Isothermen deutlich nach Nordosten, Richtung Neuengland ausgebuchtet sind.

Im Juli weiten sich über Nordamerika die Isothermen durch die raschere Erwärmung der Landmassen im Inneren des Kontinents und durch den wiederholten Vorstoß tropischer Luftmassen als Zyklone weit nach Norden aus. Die 25° C-Isotherme reicht etwa bis zum 50. Breitengrad.

Mittelamerika ist als tropische Region frostfrei. Nur die Hochlagen von Hochgebirgen reichen bis in die Kalttropen, in denen Fröste auftreten.

Temperaturen und Höhenstufen in Südamerika

Südamerika erstreckt sich über drei Klimazonen: die Tropen, die Subtropen und die Mittelbreiten (s. 174.2). Den flächenmäßig größten Anteil haben dabei die bis an den Rand des südlichen Wendekreises reichenden tropischen Klimate.

Charakteristisch für Südamerika ist der Übergang von den tropischen Tageszeiten-Klimaten zu den außertropischen Jahreszeiten-Klimaten, bei denen die mittlere Temperaturdifferenz im Jahresverlauf diejenige im Tagesverlauf übertrifft. Während die Durchschnittstemperaturen in den äquatornahen Bereichen im Januar und Juli nur geringfügig differieren, zeigen sich dort im Tagesablauf mitunter erhebliche Temperaturamplituden. Mit zunehmender geographischer Breite nehmen die jahreszeitlichen Temperaturunterschiede zu. Dies wird jenseits der Wendekreise sowohl in Süd- als auch in Nordamerika deutlich.

Bedeutender als der von der geographischen Breite abhängige Temperatur- und Niederschlagswandel (s. 141.4) stellt sich in Südamerika die klimatische Höhenzonierung zwischen den Tiefländern Amazoniens und den Anden dar, in denen das Klima wesentlich von der Höhenlage bestimmt wird. Mit einer Länge von rund 7500 Kilometern und seinem Nord-Süd-Verlauf hat dieses Hochgebirge Anteil an fast allen Klimazonen. Die Stufe der frostfreien Tieflandtropen werden im ansteigenden Andenvorland als Tierra caliente (Jahresdurchschnittstemperatur von über 22° C) und Tierra templada (16 bis 22° C) bezeichnet. Im Bereich des Äquators erreicht diese Höhenstufe völliger Frostfreiheit etwa bis 2500 Meter und sinkt polwärts ab. Mit zunehmender Höhe der Anden gehen diese Warm- in die Kalttropen über. Bei Durchschnittswerten von 6 bis 16° C treten im Bereich der Tierra fria bereits regelmäßig Fröste auf. In einer Höhe von etwa 3500 Meter wird in den äquatorialen Anden die Zone der Tierra helada mit durchschnittlich 0 bis 6° C erreicht. Die Zahl der Frostwechsel- und Eistage steigt stark an. Die Tierra nevada kennzeichnet den Bereich ewigen Schnees und beginnt in den feuchten inneren Tropen bei etwa 5000 Meter.

Mit zunehmender geographischer Breite nehmen die jahreszeitlichen Temperaturunterschiede zu, in den Karten erkennbar an den Differenzen der monatlichen Mitteltemperaturen im Januar bzw. Juli. Südlich des 20. Breitengrades wird dies besonders deutlich. In Buenos Aires beträgt die Jahresamplitude bereits vier Temperaturstufen. Kaltluftvorstöße, die als Pamperos bezeichnet werden, sorgen bis über den südlichen Wendekreis hinaus immer wieder für Zufuhr antarktischer Kaltluftmassen. Trotz zunehmender geographischer Breite und damit wachsender solarklimatischer Unterschiede zwischen Sommer und Winter ist südlich des 40. Breitengrades mitunter ein Rückgang der Temperaturdifferenzen zwischen Januar und Juli festzustellen. Dieser geht auf den wachsenden thermischen Einfluss des Meeres zurück, der sich infolge der schmaler werdenden Landmasse Südamerikas im Bereich von Patagonien zunehmend bemerkbar macht. Auf Feuerland geht die Temperaturamplitude Januar/Juli teilweise auf zwei Temperaturstufen zurück, der maritime Einfluss ist hoch.

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Diercke

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