Überblick
Die Wirtschaft von Rheinland-Pfalz hat in den letzten Jahrzehnten grundlegende Strukturveränderungen bewältigt. Das einst recht arme und von der Landwirtschaft geprägte Bundesland – in der 1957 noch 36 Prozent aller Erwerbstätigen beschäftigt waren – erreicht bei der Wirtschaftskraft einen Platz in der vorderen Hälfte aller Bundesländer. 2024 betrug das Bruttoinlandsprodukt rund 184 Milliarden Euro; damit belegte Rheinland-Pfalz im bundesweiten Vergleich den 7. Platz. Gut 1,6 Prozent der knapp über zwei Millionen Erwerbstätigen waren 2024 im primären Sektor beschäftigt, 24,9 Prozent im sekundären und 73,5 Prozent im tertiären Sektor; die Arbeitslosenquote betrug 2024 lediglich 5,3 Prozent. Das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen lag 2024 bei 89 300 Euro und damit an 8. Stelle der Bundesländer, jedoch deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 93 430 Euro pro Erwerbstätigen.
Wirtschaftliche Schwerpunktregionen sind Ludwigshafen, Mainz und Koblenz, gefolgt von Trier, Kaiserslautern und dem alten Industriegebiet um Betzdorf im Siegerland.
Wirtschaft im Überblick
Die bedeutendsten Wirtschaftsräume haben sich aufgrund der günstigen Verkehrsanbindung entlang der Rheinachse herausgebildet. Der südliche Teil der Pfalz hat sich vor allem in den letzten beiden Jahrzehnten sehr dynamisch entwickelt. Das liegt teilweise auch an den unmittelbar jenseits der Landesgrenze gelegenen, badischen Oberzentren Mannheim und Karlsruhe. Dagegen weist die Westpfalz durch ihre politische Grenzlage und geographische Trennung von der Rheinebene eine deutlich schwächere Wirtschaftsentwicklung auf. Der Pfälzerwald hat die Verkehrserschließung erschwert und verhinderte damit eine ähnlich gute wirtschaftliche Entwicklung wie in der Rheinpfalz.
Die wichtigsten Industriestandorte befinden sich am Rhein, angefangen von Unternehmen des Maschinenbaus und der Metallverarbeitung in Andernach im Norden bis zur Automobilindustrie in Wörth im Süden. Universitätsstandorte sind die Landeshauptstadt Mainz, Kaiserslautern, Trier sowie Landau und die Behördenstadt Koblenz. Darüber hinaus bestehen zahlreiche, überwiegend junge Fachhochschulstandorte. Umsatzstärkstes Unternehmen und größter Arbeitgeber des Landes ist der Chemiekonzern BASF in Ludwigshafen. Betriebe der chemischen und pharmazeutischen Industrie konzentrieren sich auch im Raum Mainz und in Ingelheim. Weitere wichtige Branchen sind der Fahrzeug- und Maschinenbau, die Kunststoffindustrie, die Nahrungs- und Genussmittelindustrie (zahlreiche Sektkellereien), die keramische Industrie im Kannenbäckerland um Höhr-Grenzhausen und die Verarbeitung von Edelsteinen in Idar-Oberstein. Das Bundesland verfügt über keine nennenswerten Bodenschätze; eine große Rolle spielen aber die vielen Mineralquellen und der Abbau von Steinen und Erden (z. B. Bimssteintuff im Neuwieder Becken).
Verkehr
Einen herausragenden Stellenwert hat in Rheinland-Pfalz der Straßenverkehr. Bundesweit verfügt das Bundesland über die höchste Straßendichte (926 Meter Straße pro Quadratkilometer Fläche; Einzelanalyse 2017). Allein auf den Autobahnen des Landes verkehren jeden Tag mehr als eine Million Menschen. In nordsüdlicher Richtung verlaufen die Autobahnen A 1, A 2, A 60, A 61, A 62, A 63 und A 65; von Westen nach Osten ziehen sich die A 6, A 8, A 48, A 64, A 602 und A 650. Gerade an der linkrheinischen A 61 und der rechtsrheinischen A 3, die jeweils die Niederlande und die Rhein-Ruhr-Schiene mit dem Rhein-Main-Gebiet und Rhein-Neckar-Raum verbinden, sind in den vergangenen 3-4 Jahrzehnten große Gewerbegebiete mit bedeutenden Industrieunternehmen und Logistikniederlassungen entstanden (Verteilzentren).
Die wichtigsten Knotenpunkte im Schienenfernverkehr sind Mainz und Koblenz, in etwas geringerem Umfang auch Trier, Kaiserslautern und Montabaur. Ludwigshafen wird durch den deutschlandweit wichtigen Fernverkehrsknoten Mannheim bedient. Bedeutende Bahnstrecken, besonders auch für den Gütertransport, sind die chronisch überlasteten Strecken beiderseits des Rheins im engen Mittelrheintal, die Moselstrecke sowie die Hochgeschwindigkeitsstrecke Köln–Rhein/Main, die entlang der A 3 durch den Westerwald führt und mit Montabaur den einzigen ICE-Halt an der Strecke auf rheinland-pfälzischem Gebiet bedient.
Im Bereich der Schifffahrt ist der Rhein die mit Abstand wichtigste Wasserstraße. Der Ludwigshafener Rheinhafen zählt zu den fünf leistungsstärksten Binnenhäfen in Deutschland. Neben dem Rhein sind die Mosel und die Saar wasserwirtschaftlich bedeutsam.
Der größte und wichtigste Flughafen des Landes ist der im Hunsrück gelegene Flughafen Hahn, der aus einer ehemaligen US-Airbase entstanden ist. Obwohl der Flughafen als Regionalflughafen eingestuft ist und seit 2007 bzw. 2011 deutlich an Passagier- und Luftfrachtaufkommen verloren hat, hat er immer noch eine deutlich größere verkehrliche Bedeutung als etwa der nahegelegene internationale Flughafen Saarbrücken.
Erneuerbare Energien in Rheinland-Pfalz
Der Ausbau erneuerbare Energiequellen ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten zügig in Rheinland-Pfalz vorangekommen. Ein Blick auf Karte 33.2 zeigt, das Rheinland-Pfalz im Vergleich der Bundesländer bei Wind- und Solarenergie vordere Plätze belegt und dies, obwohl es weder an der windreichen Küste liegt noch weit im sonnenreichen Süden Deutschlands.
Der Schwerpunkt der Windparks liegt in den höheren Lagen der Mittelgebirge, insbesondere in der Westeifel, im Hunsrück sowie im Pfälzer Bergland und Alzeyer Hügelland (s. 8.1). Größere Solarkraftwerke sind im Moselgebiet zwischen Trier und Cochem und in der Westeifel anzutreffen. Wasserkraft ist ein weiterer wichtiger Bestandteil des Energiemixes in Rheinland-Pfalz, insbesondere durch zahlreiche Laufwasserkraftwerke an den Staustufen von Mosel und Saar. In Rheinland-Pfalz sind im Bereich der erneuerbaren Energien insgesamt etwa 10 500 Menschen beschäftigt und es wird eine Bruttowertschöpfung von ca. 650 Millionen Euro im Jahr erzielt.