Rheinpfalz (bei Ludwigshafen) - Wirtschaft und Verkehr - um 1850

Rheinland-Pfalz - Wirtschaft und Verkehr
978-3-14-100944-6 | Seite 19 | Abb. 2 | Maßstab 1 : 100000

Überblick

Die Karten zeigen die Siedlungsentwicklung seit 1850 und die Wirtschaft im Ballungsraum Ludwigshafen/Mannheim. Beide Großstädte bilden – zusammen mit dem ca. 20 Kilometer entfernt gelegenen Heidelberg – das Zentrum der Metropolregion Rhein-Neckar. Die in der Karte abgebildete Stadt Frankenthal zählt ebenfalls zur Metropolregion. Eine vielseitige Industrie, die großen Rheinhäfen und die verkehrsgünstige Lage sind die großen Pluspunkte der dicht besiedelten Region. Mannheim hat einen Regionalflughafen und ist ein wichtiger Umsteigeknoten im deutschen ICE-Netz mit sehr guten Verbindungen nach Nordwest (Köln, Düsseldorf, Ruhrgebiet, Amsterdam), nach Norden (Frankfurt, Kassel, Hannover, Hamburg, Berlin), nach Westen (Paris, Lyon und Marseille über Straßburg bzw. Paris über Saarbrücken), nach Südwest (Karlsruhe, Basel, Zürich, Mailand) und Südost (Stuttgart, München, Wien, Venedig).

Entwicklung von 1850 bis 1950

Ludwigshafen entwickelte sich in den 1840er-Jahren aus der Mannheimer Rheinschanze, einer Befestigungsanlage auf dem gegenüberliegenden, linken Rheinufer zur Sicherung der (bis 1778) badischen Residenzstadt. Um 1850 zählte die Siedlung nur rund 1500 Menschen und war ein eher unbedeutender kleiner Hafenort am Rhein. Mit der Fährverbindung zum badischen Mannheim und einem in unmittelbarer Nähe zum Hafen gelegenen Eisenbahnanschluss verfügte der Ort jedoch über eine hohe Verkehrsgunst. 1859 wurde das zum Königreich Bayern gehörende und schon 1843 nach seinem König Ludwig I. benannte Ludwigshafen zur Stadt erhoben. Der steile Aufstieg begann 1865 mit der Gründung der BASF (Badische Anilin- & Soda-Fabrik) als Aktiengesellschaft in Mannheim, u.a. durch den Unternehmer Friedrich Engelhorn. Da das Königreich Bayern die Entwicklung Ludwigshafens als Gegenpol zu Mannheim durch Subventionen für Industrieansiedlungen förderte und sich in Mannheim Widerstand gegen das neue Chemieunternehmen formierte, zog die BASF bereits eine Woche nach ihrer Gründung nach Ludwigshafen um und errichtete nördlich des Hafens ihr erstes Firmengelände. Es war ein Glücksfall für die kleine Stadt, denn zwischen 1870 und dem Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 wurde BASF durch bahnbrechende Erfindungen und wissenschaftliche Erkenntnisse von Chemikern wie Fritz Haber und Carl Bosch zur führenden Chemiefabrik weltweit. Im Vordergrund standen dabei zunächst die Herstellung von künstlichen Farbstoffen für die wichtige Textilindustrie und im ausgehenden 19. Jahrhundert auch die Produktion von Kunstdünger für die Landwirtschaft.

In Mannheim lebten 1850 etwa 23 000 Menschen. Auch dort hatte Mitte des 19. Jahrhunderts das Industriezeitalter Einzug gehalten. Eine lange Tradition haben der Fahrzeug- und Landmaschinenbau (Mercedes-Benz Werk und Heinrich Lanz Landmaschinen AG, heute John Deere).

In Ludwigshafen und Mannheim kam es etwa zwischen 1890 und 1944 durch mehrere Eingemeindungen zu Stadterweiterungen. Nach Ludwigshafen wurden u. a. die ehemaligen Städte Oppau und Oggersheim eingemeindet, nach Mannheim u. a. der Ort Neckarau, das damals größte Dorf in Baden. 1921 wurde Ludwigshafen mit einer Bevölkerung von 100 000 Menschen bereits 50 Jahre nach seiner Gründung zur Großstadt; Mannheim hatte seinerzeit bereits eine Bevölkerung von über 200 000.

Im Zweiten Weltkrieg wurden Ludwigshafen und Mannheim in weiten Teilen nahezu vollständig zerstört. Aufgrund seiner kriegswichtigen Industrien zählte der Ballungsraum zu den meistbombardierten Zielen in Süddeutschland.

Nachdem die Bevölkerungszahl in beiden Städten als Folge des Zweiten Weltkrieges einen zwischenzeitlichen Einbruch erlitt, nahm sie in den Jahren danach wieder deutlich zu: 1950 lebten in Ludwigshafen bereits wieder rund 120 000 Menschen, in Mannheim über 245 000.

Entwicklung nach 1950

Die Nachkriegszeit stand zunächst im Zeichen des Wiederaufbaus, der sich in beiden Städten verhältnismäßig langsam vollzog. Die akute Wohnungsnot führte schließlich zur Erschließung zahlreicher neuer Wohngebiete. In Ludwigshafen wurde 1974 die Gemeinde Ruchheim eingegliedert, wodurch die Stadt ihre heutige Ausdehnung erreichte; in Mannheim gab es seit 1950 keine weiteren Eingemeindungen.

Die jüngere wirtschaftliche Entwicklung zeigt in beiden Städten eine Abnahme der industriellen Arbeitsplätze, während die Beschäftigten insbesondere im Bereich der Dienstleistungen zunehmen. Ludwigshafen hat heute etwa 176 000 Einwohner, Mannheim rund 316 000 (Stand Ende 2023).

Wirtschaft heute

Die BASF ist der nach Umsatz weltweit größte Chemiekonzern mit rund 112 000 Mitarbeitern, davon fast 40 000 am Standort Ludwigshafen (Stand 2024). Auf dem 10 Quadratkilometer großen Werksgelände am Rhein stehen über 2000 Betriebsgebäude, darunter 110 Produktionsbetriebe und ein großes Kraftwerk. Damit ist es das größte zusammenhängende Chemieareal der Welt, das im Besitz nur eines Unternehmens ist.

Gemessen am wasserseitigen Umschlag liegt der Mannheimer Rheinhafen mit 6,3 Mio. t im Jahr 2023 auf Rang 4 in Deutschland, der Ludwigshafener Rheinhafen mit 5,0 Mio. t auf Rang 6. Fast die gesamte Rheinfront wird mit Ausnahme des lang gezogenen Hauptgeschäftszentrums von Hafen- und Industrieanlagen eingenommen. Nach Westen dehnen sich Wohngebiete um die inzwischen eingemeindeten Nachbarorte aus.

Die Mannheimer Industriegebiete liegen im Norden (Friesenheimer Insel), an der Mündung des kanalisierten Neckars und im Süden entlang der Eisenbahn. Insgesamt hat in Mannheim das Dienstleistungsgewerbe besser Fuß fassen können als in Ludwigshafen.

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