Überblick
Die Temperaturverteilung in Europa während des Sommerhalbjahrs (Juli) ist geprägt durch die von Süden nach Norden abnehmende Strahlungsenergie, bei einem gleichzeitig abnehmenden maritimen Einfluss auf das Klima. Dies führt zu einer weitgehend breitenkreisparallelen Temperaturverteilung, die sich deutlich von der eher meridional ausgerichteten Temperaturverteilung des Winterhalbjahres (s. 46.1) unterscheidet.
Temperaturwandel von Nord nach Süd
Wegen der überwiegend positiven Strahlungsbilanz zeigt die Karte über weiten Teilen Europas einen Nord-Süd-Wandel der Juli-Temperatur. Die vergleichsweise kühlen Wassermassen des Atlantiks wirken sich dabei dämpfend aus, sodass die Juli-Isothermen über West- und Nordwesteuropa nach Süden verschoben sind. Während beispielsweise in Osteuropa noch nördlich des 60. Breitengrades Juli-Mitteltemperaturen von 20 °C erreicht werden, wird dieser Wert an der Atlantikküste bereits am 50. Breitengrad unterschritten, weil die vorherrschenden Westwinde hier vom Ozean relativ kühle Luftmassen herantransportieren.
Europa hat Anteil an drei Klimazonen: den Subtropen, den Mittelbreiten und der Polarregion. Die höchsten Temperaturen werden infolge der stärkeren Sonneneinstrahlung und der weitgehend fehlenden Bewölkung in den vollariden Gebieten der Subtropen erzielt. Die Durchschnittstemperaturen im Juli überschreiten im Innern Nordafrikas und Asiens verbreitet 30 °C. In Europa beträgt beispielsweise in Sevilla (s.°Klimadiagramm im Atlas; in den Karten rot markiert) die Durchschnittstemperatur im Juli rund 30 °C. Die tiefsten Julitemperaturen in Europa werden im Norden Skandinaviens und auf Island erreicht (Monatsmittel 5 bis 10 °C). In Reykjavik (Klimadiagramm im Atlas abgebildet) erreicht die Durchschnittstemperatur im Juli nur knapp über 10 °C. Wie im Winter heben sich auch im Sommer die Höhenlagen der Gebirge als kühlere Klimainseln ab (Alpen, Pyrenäen).
Von West nach Ost spiegelt sich auch die hygrische Kontinentalität (s. 47.3) innerhalb der Klimadiagramme wider. So weist Bergen (Norwegen) mit einem Jahresniederschlag von fast 2 500 mm einen deutlich höheren Niederschlag auf als Wytegra (Russland) mit rund 700 mm, das in etwa auf der gleichen geographischen Breite liegt. Außerdem verlagert sich die niederschlagsreichste Jahreszeit von West (eher im Winter) nach Ost (eher im Sommer).