Australien und Ozeanien - Wirtschaft

Australien und Ozeanien - Wirtschaft und Bevölkerung
978-3-14-100944-6 | Seite 126 | Abb. 1 | Maßstab 1 : 36000000

Überblick

Der auf der Südhalbkugel der Erde gelegene Kontinent Australien ist vom Indischen und Pazifischen Ozean umgeben. Durch seine Lage am Südlichen Wendekreis lassen sich die großen Wüstenflächen im Landesinnern und somit auch das Fehlen von Signaturen erklären – es handelt sich um einen von Industrie und Dienstleistungen weitgehend unberührten Raum, Bergbau findet vereinzelt statt. An den Küsten sind hingegen mehrere industrielle Schwerpunkte zu erkennen, vor allem an der Ostküste, aber auch im Südwesten im Raum Perth. Große und zahlreiche Signaturen verweisen auf eine starke Fördertätigkeit an Bodenschätzen, die vielfach auf das Hinterland der Küsten konzentriert ist. Die im Süden gelegene Insel Tasmanien wie auch der Inselstaat Neuseeland weisen ähnlich wie der Südosten Australiens eine vergleichsweise dichte wirtschaftliche Nutzung auf, was auf eine dichtere Besiedlung schließen lässt. Abgesehen von Bergbau in Papua-Neuguinea (v. a. Gold sowie Kupfer, Erdöl und Erdgas) und auf Neukaledonien (Nickel mit Buntmetallverhüttung) dominiert in den pazifischen Inselwelten vor allem der Tourismus.

Bergbau in Australien

Obwohl Australiens Bergbauaktivitäten Weltbedeutung besitzen, sind sie in dem dünn besiedelten Land nur punktuell bzw. linienhaft wirksam. Riesige Mengen an Mineralien und Energiestoffen gelangen über Stichbahnen oder Pipelines zu den Exporthäfen, wie z. B. Port Headland im Eisenerzrevier Pilbara an der mittleren Indikküste, welches in dieser Hinsicht exemplarischen Charakter hat. Mehr als 90 Prozent der 2023 rund 953 Mio. Tonnen australischer Eisenerzförderung stammen aus dem Pilbara-Gebiet; dies entspricht mehr als einem Drittel der Weltförderung. Der weitaus größte Teil des Erzes gelangt in den Export, vor allem nach Ostasien. Mit Abstand größter Abnehmer ist China.

Die offshore Gas- und Erdölfelder bei Port Headland decken rund zwei Drittel der nationalen Erdgasförderung. Sie ermöglichen über Pipelines die Versorgung von Perth, der Aluminiumindustrie südlich davon sowie verschiedener Bergbaustandorte im Innern von Western Australia. Flüssiggas wird seit 1989 aus Karratha 240 km südwestlich von Port Headland und seit 2006 auch aus Darwin nach Japan, China und Südkorea exportiert. Die Meersalzgewinnung dient ebenfalls dem Export, Abnehmer ist vor allem die chemische Industrie. Daneben werden in Australien Gold und Edelsteine sowie Blei, Bauxit, Kupfer, Nickel, Uran, seltene Erden, Niob und Tantal und im Hinterland der Ostküste bei Rockhampton und um Sydney auch große Mengen Steinkohle gefördert.

Mit Blick auf die Energieversorgung dominieren in Australien noch die fossilen Energien mit Erdöl, Kohle und Gas. Die erneuerbaren Energien nahmen 2023 bei der Stromerzeugung einen Anteil von etwa 35 % ein, im Primärenergie-Mix nur 9 %. Durch den weltweiten Energiewandel wird in den letzten Jahren ein Schwerpunkt auf die Energiegewinnung aus Wasserstoff gelegt. Im Südosten werden Photovoltaik- und Windenergieanlagen bereits für die Hydrolyse genutzt.

Industrie und Dienstleistungen in Australien

Die australische Wirtschaft zeichnet sich durch eine hohe Bedeutung von unverarbeiteten Primärgütern aus: Bergbauprodukte, Agrarprodukte und Lebensmittel machen rund 70 Prozent der Exporte aus, die 2023 bei insgesamt 447 Mrd. US-Dollar lagen, gegenüber 379 Mrd. für Importe (besonders Pkw und Lkw, Erdölprodukte, elektronische Produkte, Textilien).

Australien ist aber trotz dieser besonderen Außenhandelsorientierung eine Dienstleistungsgesellschaft (2023: rund 70 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt/BIP). Die Millionenstädte Perth, Adelaide, Melbourne, Sydney und Brisbane, in denen rund zwei Drittel aller Australier leben, sind nicht nur Steuerungszentren der Binnenwirtschaft, sondern auch Knotenpunkte internationaler Wirtschaftsbeziehungen und Dienstleistungszentren mit überregionaler und im Fall von Sydney und Melbourne internationaler, globaler Bedeutung.

Mit mehr als 3 Prozent trägt der Tourismus einen großen Teil zum Einkommen des Landes bei. Durch die Corona-Pandemie war ein starker Einbruch zu verzeichnen, dennoch ist er als Wachstumsbranche von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Erheblichen Anteil am Wachstum des Tourismussektors haben junge Menschen, die den Kontinent in einer Kombination von Arbeiten und Reisen („work & travel“) für sich entdecken. Diese Reiseform wurde ab dem Jahr 2000 durch internationale Abkommen über vereinfachte Aufenthaltsgenehmigungen („Working-Holiday-Visa“) ermöglicht. So sind etwa 40 Prozent der Reisenden junge Leute zwischen 18 und 30 Jahren.

Wirtschaft in Neuseeland

Neuseeland ist im Export von Molkereiprodukten, Schaf- und Rindfleisch sowie Obst (z.B. Kiwi) führend. Die Hauptexportländer sind China, Australien und Japan, der gesamte Export lag 2023 bei 59 Mrd. US-Dollar. Erdöl, chemische Produkte, Maschinen, Kraftfahrzeuge und elektronische Produkte werden importiert, die Summe lag 2023 bei 68,4 Mrd. US-Dollar, so dass Neuseeland ein Außenhandelsdefizit aufweist.

Der Tourismus ist auch für Neuseeland ein wichtiger Wirtschaftszweig, auch hier ist „work & travel“ möglich. Nach dem Einbruch durch die Corona-Pandemie, in dem das Land seine Grenzen zwei Jahre geschlossen hatte, haben die internationalen Besucherströme wieder ihren Weg in das entfernte Land zurückgefunden.

In Neuseeland wird der größte Teil der benötigten Elektrizität zu mehr als 85 % aus erneuerbaren Energien wie durch Wasserkraft oder Geothermie bereitgestellt. Etwa 5 % des Stroms wird mit Erdgas erzeugt und 7 % mit Kohle. Bei der Bereitstellung von Primärenergie kommen erneuerbare Energien auf ca. 45 %.

Wirtschaft in Papua-Neuguinea

Papua-Neuguinea liegt auf Platz 154 des Human Development Index (HDI, 2023/24) und damit weit hinter Australien, Neuseeland und vielen anderen Inselstaaten Ozeaniens. Tourismus und Dienstleistungen sind ebenso wenig entwickelt wie die Industrie; landwirtschaftliche und Bergbau-Erzeugnisse dominieren daher die Beschäftigung und den Export: LNG, Gold, Kupfer, Palmöl, Nickel. Die Subsistenzlandwirtschaft ist weit verbreitet und damit die informelle Landwirtschaft insgesamt – gut 70 Prozent der Bevölkerung sind ganz oder teilweise in der Landwirtschaft tätig, die aber nur zu einem Viertel zum BIP beiträgt. Der Außenhandelsüberschuss ist sehr groß, die Exporte (2023: 12,9 Mrd. US-Dollar) übertreffen die Importe (7,2 Mrd. US-Dollar) um fast 80 %.

Handelsbeziehungen

Wie in allen Staaten Australiens und Ozeaniens stehen auch für Papua-Neuguinea die Handelsbeziehungen zu Ost- und Südostasien mit großem Abstand an erster Stelle, wobei China, Japan und auch Südkorea, Taiwan und Singapur als Rohstoffabnehmer für Bergbau- und Landwirtschaftsprodukte sowie als Lieferanten für industrielle und technische Erzeugnisse führend sind (z. B. Fahrzeuge, Maschinen, chemische Produkte, Elektronik- und Kommunikationstechnik). Besonders für die Inselstaaten Ozeanien ist jedoch der Handel mit den USA, die im Pazifik über etliche Inselstützpunkte verfügen (davon bewohnt: Guam, Nördliche Marianen, Amerikanisch-Samoa, Midwayinseln), ebenfalls sehr wichtig. Der Tourismus trägt hier aber direkt oder indirekt bis zu 95 Prozent zum BIP bei, die meisten Besucher kommen aus Japan, Europa (Vereinigtes Königreich, Frankreich) und den USA. Auf vielen entlegenen, politisch meist abhängigen und wenig bevölkerten Atollen und Inseln herrschen teilweise großes Analphabetentum und Selbstversorgerwirtschaft.

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