Überblick
Der auf der Südhalbkugel der Erde gelegene Kontinent Australien ist vom Indischen und Pazifischen Ozean umgeben. Durch seine Lage am Südlichen Wendekreis lassen sich die großen Wüstenflächen im Landesinnern und somit auch das Fehlen von Wirtschafts- und Bodennutzungssignaturen erklären – es handelt sich um einen von Industrie und Dienstleistungen weitgehend unberührten Raum, Bergbau findet vereinzelt statt. An den Küsten sind hingegen mehrere industrielle Schwerpunkte zu erkennen, vor allem an der Ostküste, aber auch im Südwesten im Raum Perth. Große und zahlreiche Signaturen verweisen auf eine starke Fördertätigkeit an Bodenschätzen, die vielfach auf das Hinterland der Küsten konzentriert ist. Die im Süden gelegene Insel Tasmanien wie auch der Inselstaat Neuseeland weisen ähnlich wie der Südosten Australiens eine vergleichsweise dichte wirtschaftliche Nutzung auf, was auf eine dichtere Besiedlung schließen lässt (s. 127.2).
Die Klima- und Anbauzonen Australiens
Durch seine ausgedehnte Nord-Süd-Erstreckung hat Australien Anteil an mehreren Klimazonen. Gebirgsketten im Osten sowie im Südwesten (Darlingkette, s. 128.1) fangen fast die gesamten Niederschläge des Südostpassats bzw. der Westwindzone ab, sodass die Trockenheit von der Küste zum Zentrum rasch zunimmt.
Die klimatischen Verhältnisse werden durch die gürtelhafte landwirtschaftliche Nutzung und ihre zunehmende Extensivierung zum Zentrum hin nachgezeichnet. An die waldreichen Bergländer im Südosten schließt sich halbkreisförmig eine Zone intensiver Viehwirtschaft an, die in einen Weizengürtel und schließlich in eine Zone extensiver Schafwirtschaft übergeht. Große Gebiete der Trockenregionen können überhaupt nur bewirtschaftet werden, weil Grundwasser in Form artesischer Brunnen zur Verfügung steht. An die Wüsten und Halbwüsten im Landesinnern schließen sich Strauchformationen als Übergang zu Trockensavannen und Trockenwäldern an. In den südlichen Küstenbereichen stehen Feucht- und Trockenwälder, wie auch auf Tasmanien und in Neuseeland zu sehen. Im Nordosten ist in kleinerem Ausmaß küstennaher tropischer Regenwald mit einer besonderen Artenvielfalt zu finden. Viele endemische Arten konnten sich durch die Insellage des Kontinents entwickeln (s. 168.2). Die Küstengebiete sind, soweit sie genügend Niederschläge erhalten (s. 130.2), Gunsträume für Besiedlung und Landwirtschaft. An der Küste von Queensland gedeihen tropische Plantagenprodukte (z. B. Zuckerrohr), an der Südostküste gibt es Obst- und Weinbau.
Mit zahlreichen Bewässerungsprojekten und Dry-Farming-Methoden wird versucht, das Trockenrisiko in der Landwirtschaft zu mildern. Nach wie vor bilden Rindfleisch, Weizen und Wolle das Rückgrat der australischen Landwirtschaft, die 2023 fast 130 000 Betriebe umfasste. Australische Agrarprodukte sind auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig, dennoch machten sie 2023 nur 2,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) aus und 10,8 % der Exporte.
Bergbau in Australien
Obwohl Australiens Bergbauaktivitäten Weltbedeutung besitzen, sind sie in dem dünn besiedelten Land nur punktuell bzw. linienhaft wirksam. Riesige Mengen an Mineralien und Energiestoffen gelangen über Stichbahnen oder Pipelines zu den Exporthäfen, wie z. B. Port Headland im Eisenerzrevier Pilbara an der mittleren Indikküste, welches in dieser Hinsicht exemplarischen Charakter hat. Mehr als 90 Prozent der 2023 rund 953 Mio. Tonnen australischer Eisenerzförderung stammen aus dem Pilbara-Gebiet; dies entspricht mehr als einem Drittel der Weltförderung. Der weitaus größte Teil des Erzes gelangt in den Export, vor allem nach Ostasien. Mit Abstand größter Abnehmer ist China.
Die offshore Gas- und Erdölfelder bei Port Headland decken rund zwei Drittel der nationalen Erdgasförderung. Sie ermöglichen über Pipelines die Versorgung von Perth, der Aluminiumindustrie südlich davon sowie verschiedener Bergbaustandorte im Innern von Western Australia. Flüssiggas wird seit 1989 aus Karratha 240 km südwestlich von Port Headland und seit 2006 auch aus Darwin nach Japan, China und Südkorea exportiert. Die Meersalzgewinnung dient ebenfalls dem Export, Abnehmer ist vor allem die chemische Industrie. Daneben werden in Australien Gold und Edelsteine sowie Blei, Bauxit, Kupfer, Nickel, Uran, seltene Erden, Niob und Tantal und im Hinterland der Ostküste bei Rockhampton und um Sydney auch große Mengen Steinkohle gefördert.
Mit Blick auf die Energieversorgung dominieren in Australien noch die fossilen Energien mit Erdöl, Kohle und Gas. Die erneuerbaren Energien nahmen 2023 bei der Stromerzeugung einen Anteil von etwa 35 % ein, im Primärenergie-Mix nur 9 %. Durch den weltweiten Energiewandel wird in den letzten Jahren ein Schwerpunkt auf die Energiegewinnung aus Wasserstoff gelegt. Im Südosten werden Photovoltaik- und Windenergieanlagen bereits für die Hydrolyse genutzt.
Industrie und Dienstleistungen in Australien
Die australische Wirtschaft zeichnet sich durch eine hohe Bedeutung von unverarbeiteten Primärgütern aus: Bergbauprodukte, Agrarprodukte und Lebensmittel machen rund 70 Prozent der Exporte aus, die 2023 bei insgesamt 447 Mrd. US-Dollar lagen, gegenüber 379 Mrd. für Importe (besonders Pkw und Lkw, Erdölprodukte, elektronische Produkte, Textilien).
Australien ist aber trotz dieser besonderen Außenhandelsorientierung eine Dienstleistungsgesellschaft (2023: rund 70 Prozent Anteil am BIP). Die Millionenstädte Perth, Adelaide, Melbourne, Sydney und Brisbane, in denen rund zwei Drittel aller Australier leben, sind nicht nur Steuerungszentren der Binnenwirtschaft, sondern auch Knotenpunkte internationaler Wirtschaftsbeziehungen und Dienstleistungszentren mit überregionaler und im Fall von Sydney und Melbourne internationaler, globaler Bedeutung.
Mit mehr als 3 Prozent trägt der Tourismus einen großen Teil zum Einkommen des Landes bei, im Jahr 2024 kamen 8,3 Mio. ausländische Touristen ins Land. Durch die Corona-Pandemie war ein starker Einbruch zu verzeichnen, dennoch ist er als Wachstumsbranche von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Erheblichen Anteil am Wachstum des Tourismussektors haben junge Menschen, die den Kontinent in einer Kombination von Arbeiten und Reisen („work & travel“) für sich entdecken. Diese Reiseform wurde ab dem Jahr 2000 durch internationale Abkommen über vereinfachte Aufenthaltsgenehmigungen („Working-Holiday-Visa“) ermöglicht. So sind etwa 40 Prozent der Reisenden junge Leute zwischen 18 und 30 Jahren.
Wirtschaft in Neuseeland
Aufgrund der ausreichenden Niederschläge und maritim gemäßigten Temperaturen ist das Klima mit dem Westeuropas vergleichbar (s. 130.2, 130.3, 130.4), die Variabilität von Jahr zu Jahr ist vergleichsweise gering. Dies bietet sehr günstige Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Neuseeland ist im Export von Molkereiprodukten, Schaf- und Rindfleisch sowie Obst (z.B. Kiwi) führend, so dass landwirtschaftliche Erzeugnisse insgesamt ca. 75-80 % aller Exporte ausmachen. Dementsprechend lag der Anteil der Landwirtschaft am BIP 2021 bei 5,8 %. Die Hauptexportländer sind China, Australien und Japan. Erdöl, chemische Produkte, Maschinen, Kraftfahrzeuge und elektronische Produkte müssen hingegen importiert werden, wobei Neuseeland im Allgemeinen ein Außenhandelsdefizit aufweist. Die starke Abhängigkeit von landwirtschaftlichen Exporten macht Neuseeland anfällig für Missernten durch Schädlinge sowie Tierseuchen, weswegen die Einreisebestimmungen sehr strikt gehalten und umfangreich kontrolliert werden.
Dennoch ist auch der Tourismus für Neuseeland ein wichtiger Wirtschaftszweig, auch hier ist ähnlich wie in Australien „work & travel“ möglich. Nach dem Einbruch durch die Corona-Pandemie, in dem das Land seine Grenzen zwei Jahre geschlossen hatte, haben die internationalen Besucherströme wieder ihren Weg in das entfernte Land zurückgefunden (2024: 3,3 Mio. internationale Touristen).
In Neuseeland wird der größte Teil der benötigten Elektrizität zu mehr als 85 % aus erneuerbaren Energien wie durch Wasserkraft oder Geothermie bereitgestellt. Etwa 5 % des Stroms wird mit Erdgas erzeugt und 7 % mit Kohle. Bei der Bereitstellung von Primärenergie kommen erneuerbare Energien auf ca. 45 %.