Mumbai (Indien) - Überschwemmung durch Monsunregen

Erde - Verwundbarkeit (Vulnerabilität)
978-3-14-100944-6 | Seite 173 | Abb. 2 | Maßstab 1 : 300000

Überblick

Die Karte zeigt Naturrisiken und ausgewählte Umweltbelastungen für die Stadt und den Ballungsraum Mumbai, dem ehemaligen Bombay (britisch-kolonialer Name). Mumbai City und der Mumbai Suburban District bilden zusammen Greater Mumbai, dessen Grenze in der Karte dargestellt ist.

Der Ballungsraum Mumbai

Mumbai, die Hauptstadt des Bundesstaates Maharashtra, ist nach Delhi der bevölkerungsreichste Ballungsraum Indiens. Die Bevölkerung von Mumbai hat sich seit 1950 von etwa 3 Millionen auf 7,7 Millionen (1975), 16,2 Millionen (2000) und über 22 Millionen im Jahr 2025 entwickelt. Diese rasante Zunahme ist hauptsächlich auf Migration aus anderen Regionen Indiens zurückzuführen, da Menschen nach besseren Arbeits- und Lebensbedingungen suchen.

Die sozialen Disparitäten in Mumbai sind extrem. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt in Slums, wobei Dharavi einer der bekanntesten und am dichtesten besiedelten Slums der Welt ist. Hier leben etwa eine Million Menschen auf nur 2,4 Quadratkilometern. Diese sozialen Ungleichheiten führen zu erheblichen Herausforderungen in Bezug auf Wohnraum, Gesundheit und Bildung.

Mumbai ist das wirtschaftliche Zentrum Indiens und trägt erheblich zur nationalen Wirtschaft bei. Die Stadt ist ein wichtiger Standort für Finanzdienstleistungen, maritimen Handel, Unterhaltung („Bollywood“) und das produzierende Gewerbe. Mumbai beherbergt die Bombay Stock Exchange und die Reserve Bank of India sowie zahlreiche große indische Unternehmen wie die Tata Group und Reliance Industries.

Der Verkehr in Mumbai ist geprägt von einem dichten Netz öffentlicher Verkehrsmittel, darunter Busse, Züge, Taxis und Auto-Rikschas. Trotz dieser Infrastruktur sind die Pendlerzahlen und Pendelzeiten hoch, und die Stadt leidet unter erheblichem Verkehrsaufkommen. Die durchschnittliche Pendelzeit beträgt etwa 30 Minuten für eine Strecke von 10 Kilometern.

Das Monsunregime in Südasien

Der Monsun entsteht mit der Verlagerung des Zenitstands der Sonne zwischen dem nördlichen und südlichen Wendekreis. Während der Wintermonate auf der Nordhalbkugel befindet sich der Zenitstand südlich vom Äquator. Im Sommer wandert die Sonne nach Norden. Dann wandert auch die Innertropische Konvergenzzone (ITCZ) nach Norden. Die ITCZ ist eine Tiefdruckrinne, die sich durch den Aufstieg warmer Luftmassen bildet. Durch den niedrigen Druck wird Luft angezogen und es entstehen Winde. So kommt es im Sommer zum Südwestmonsun (s. 102.4). Je nachdem, wo die ITCZ liegt, wechseln die Winde ihre Richtung. Somit ändert auch der Monsun zweimal im Jahr seine Richtung. Der Nordostmonsun im Winter bringt eher trockene Luft, während der Südwestmonsun im Sommer von hohen Niederschlägen gekennzeichnet ist und den Verlauf der Regenzeit markiert. Die Regenzeit in Indien umfasst die Monate Juni bis Oktober.

Der Sommer- oder Südwestmonsun transportiert feuchte Luft vom Indischen Ozean nach Indien. Über den Westghats (s. 98.2), einer Gebirgskette im Westen von Indien, bringen diese feuchten Luftmassen den ersten Steigungsregen. Auf der anderen Seite der Westghats bleibt es hingegen trocken, da diese Gebiete im Regenschatten der Gebirge liegen. Die Luftmassen werden von den Monsunwinden weiter landeinwärts getrieben und transportieren weitere Niederschläge zur indischen Hochebene, der Dekkan-Hochfläche (s. 98.2). Am Himalaya-Gebirge steigen die warmen, feuchten Luftmassen dann allmählich auf. Dort gibt es die letzten Steigungsregen. Über der tibetischen Hochebene heizen sich die Luftmassen noch weiter auf, steigen weiter in die Höhe. Die aufsteigende warme Luft bildet wieder ein Tief, das weitere Luft von Norden kommend anzieht, die sich beim Aufsteigen abkühlt. Die abgekühlten Luftmassen strömen wieder zurück zum Äquator und in Richtung der ITCZ. Dort beginnt der Kreislauf von vorn.

Im Winter befindet sich im Inneren von Asien ein Kältehoch. Aus diesem strömt Luft zu den Tiefdruckgebieten der ITCZ, deren Hauptbereich jetzt südlich des Äquators liegen. Für Indien bedeutet das einen Wechsel der Windrichtung im Vergleich zum Sommer. Die trockenen Luftmassen kommen vom Himalaya und breiten sich als Winter- oder Nordwestmonsun Richtung Südwesten über Indien aus. Sie bringen keine Niederschläge mit sich.

Mumbai und der jährliche Monsun

Die jährlichen Monsunüberschwemmungen stellen eine große Herausforderung für Mumbai dar. Während der Monsunzeit, die hier von Juni bis September dauert, kommt es regelmäßig zu schweren Regenfällen, die zu Überschwemmungen und Verkehrschaos führen. Diese Überschwemmungen beeinträchtigen das tägliche Leben der Bevölkerung erheblich, führen zu Schäden an Infrastruktur und Wohngebäuden und erhöhen das Risiko von wasserbedingten Krankheiten.

Die sommerlichen Monsunregenfälle in Mumbai sind besonders hoch (s. Klimadiagramm). Der Niederschlag allein im Monat Juli beträgt fast 140 % des gesamten Jahresniederschlags von Berlin. Diese hohen Niederschläge entstehen durch die Lage unmittelbar am Meer und die im Sommer vom Meer her wehenden Winde, die an den östlich von Mumbai gelegenen Westghats Steigungsregen verursachen.

Die niedrig gelegenen Sumpfgebiete im Osten und Nordwesten Mumbais sind in der Folge von Überschwemmungen bedroht, aber auch rund ein Drittel des bebauten Stadtgebiets ist davon betroffen – mit verheerenden Auswirkungen auf die Stadt und ihre Bewohner. Da es in Mumbai nur wenige noch unbebaute, überschwemmungssicher gelegene Flächen gibt, ist der Spielraum gering, überschwemmungssicher gelegene Stadtteile zu errichten.

Viele Bewohner der zahlreichen Marginalsiedlungen Mumbais verfügen weder über einen Anschluss an die Trinkwasserversorgung noch an die Kanalisation. Abwässer versickern im Boden oder gelangen über Wasserläufe ins Meer. Dort, in geringer Entfernung von der Küste, enden auch einige Rohre der zentralen Kanalisation der anderen Stadtteile Mumbais und der Siedlungen im Hinterland. Nur ein Teil der dort anfallenden Abwässer wird in Klärwerken gereinigt. Das Meer ist daher stark mit Schadstoffen und Müll belastet.

Die Trinkwasserversorgung Mumbais ist überwiegend vom Hinterland abhängig. Zwar gibt es im Zentrum der Insel Salsette ein Wasserschutzgebiet und im Stadtgebiet einige Wasserwerke. Sie können allein aber den Bedarf nicht decken. Zudem bestehen Risiken für die Trinkwasserversorgung Mumbais infolge der Monsun-Überschwemmungen und der vielfach unkontrolliert ausgebrachten Abwässer.

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