Überblick
Die Karte gibt einen Überblick über die ausgedehnte anthropogene Schädigung der Ökosysteme in den Weltmeeren. Lokal gibt es zudem immer wieder besondere Probleme durch Tankerunfälle, Erdöleinleitungen, Plastikmüll oder Schadstoffeinträge.
Degradation mariner Ökosysteme
Die Weltmeere werden wegen ihrer großen Ausdehnung und des verbreiteten Fehlens von dauerhaften Einrichtungen des Menschen als relativ stabile und naturbelassene Ökosysteme wahrgenommen. Sie stehen aber durch eine Vielzahl an Nutzungen und Prozessen unter starkem anthropogenem Einfluss. Nur noch verschwindend kleine Bereiche in den Polargebieten sind eher naturnah und unbelastet. Weite Teile der Weltmeere sind hingegen mäßig bis stark belastet. Am stärksten ist die Degradation mariner Ökosysteme in den Randmeeren nahe der Wirtschaftszentren und an Flussmündungen.
Schadstoffbelastung
Über viele der großen Ströme der Erde gelangen Umweltgifte und Nährstoffe aus der Landwirtschaft in die Weltmeere. Hinzu kommt der großräumige Eintrag aus der Luft. Beides zusammen kann insbesondere in flachen Randmeeren ohne starken Wasseraustausch zur Eutrophierung und zu Algenblüten führen. Umweltgifte wie Schwermetalle oder Polychlorierte Biphenyle (PCB) gelangen in die Nahrungskette und reichern sich dort an. Sie können kaum abgebaut werden und bleiben langfristig in den Stoffkreisläufen der Ökosysteme. Auch für die Menschen ergeben sich unmittelbare Gefahren, wenn Umweltgifte in Nahrungsmittel gelangen.
Stoffeinträge sind auch eine Folge der Rohstoffgewinnung im Offshorebereich und des Schiffsverkehrs. Als besonders verheerend haben sich Tankerunfälle und Havarien an Ölplattformen erwiesen. Sie ereignen sich zumeist in den Fördergebieten, zum Beispiel im Golf von Mexiko, und entlang der Hauptschifffahrtsrouten, zum Beispiel an den Küsten Ostasiens und Westeuropas. Physischer und ästhetischer Natur sind hingegen die Auswirkungen von Offshore-Windanlagen.
In Zonen häufiger Windstillen der Ozeane, den Kalmen, kommt es zu Ansammlungen von Plastikmüll, die eine Gefahr für zahlreiche Meereslebewesen darstellen. Weil die Meeresströmungen in diesen Bereichen kreisförmig zirkulieren, sind diese Ansammlungen sehr beständig.
Die küstennahen Bereiche der Ozeane werden überwiegend intensiv befischt, teilweise so stark, dass die Fischbestände übermäßig dezimiert werden und fast zusammenbrechen. Durch Fischerei wird häufig auch der Artenreichtum der Meere reduziert, zum Beispiel durch schädigende Fangmethoden oder durch Beifang, der zwar über Bord geworfen wird, aber oft stirbt.
Die im Zuge des Klimawandels steigenden Lufttemperaturen führen zu einer Erwärmung des Meerwassers. Der zunehmende CO2-Gehalt der Atmosphäre führt zu sinkenden pH-Werten des Meerwassers, also zu einer Versauerung, denn große Teile des anthropogen verursachten CO2-Eintrags in die Atmosphäre werden im Wasser gelöst. Dies gefährdet oder schädigt zum Beispiel jene Tiere, deren Hülle aus Kalk aufgebaut ist (wie Korallen, Seeigel oder Muscheln) oder die empfindlich auf niedrige pH-Werte reagieren.
Zu den wichtigsten Einflussfaktoren zählen nicht zuletzt der Tourismus und Bauten im und am Wasser. Sie wirken insbesondere in intensiv genutzten Küstenregionen negativ, da sie zur Beschneidung und Umgestaltung von marinen Lebensräumen führen.