Überblick
Mit dem Begriff Mitteleuropa wird – im buchstäblichen Sinn – der zentrale Teil des Kontinents Europa bezeichnet, die Abgrenzung ist aber nicht überall scharf und eindeutig. Im Westen und Nordwesten kann der Rhein als natürliche Grenze zu Westeuropa herangezogen werden. Im Norden dienen die Küsten von Nord- und Ostsee zur Abgrenzung von Mittel- und Nordeuropa. Im Süden bilden die Zentralalpen und die aus ihnen nach Osten entwässernde Drau gemeinhin die Grenze zwischen Mittel- und Südeuropa. Insbesondere im Osten ist die Abgrenzung aber unscharf, hier werden häufig die Flüsse Bug und Theiß als Grenzlinie herangezogen, ob aber tatsächlich Flüsse geeignet sind, um Teilkontinente festzulegen, ist umstritten. Dennoch, derart abgegrenzt zählen folgende Länder zu Mitteleuropa: Deutschland, Schweiz, Liechtenstein, Österreich, Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn, sowie kleine Teile von Slowenien, Kroatien und der Ukraine.Landschaftliche Vielfalt Mitteleuropas
Mitteleuropa ist topographisch und naturräumlich sehr vielfältig mit Küsten, weiten Tiefländern (in der Karte in grünen Farbtönen dargestellt), Mittelgebirgen (in gelben bis beigen Farbtönen dargestellt) und Hochgebirgsräumen (in orangenen bis braunen Farbtönen dargestellt). Die Mittelgebirge zählen zum Teil zum variszischen Grundgebirge (ca. 300 Mio. Jahre alt), zum Teil zum mesozoischen Deckgebirge, sofern jüngere Sedimentauflagen erhalten geblieben sind. Lokal finden sich auch junge Vulkangebiete. Die Hochgebirgsräume Mitteleuropas gehen auf die alpidische Gebirgsbildung zurück, die an der Wende von der Unter- zur Oberkreide vor rund 90 Mio. Jahren begann und gegen Ende des Tertiärs im späten Miozän die höchste Aktivität der Hebung erreichte. Zur topographischen Heterogenität kommt hinzu, dass es sich klimatisch um einen Übergangsraum handelt, der zwischen dem kalten Nordeuropa und dem warmen Süden sowie dem maritimen Westeuropa und dem kontinentalen Osteuropa vermittelt. Daraus ergeben sich unterschiedliche Landschaftseinheiten und Landschaftstypen, die Mitteleuropa charakterisieren.
Den Norden Mitteleuropas prägen die Küstenlandschaften mit ihren vorgelagerten Inseln sowie die südlich anschließenden Tiefländer. Diese Regionen sind von den Eiszeiten und der Nacheiszeit geprägt. Mächtige Gletscher des skandinavischen Eisschildes schufen während der pleistozänen Eiszeiten in Mecklenburg-Vorpommern und in Masuren (Polen) weite Seenlandschaften. Im Westen reichte die maximale Ausdehnung der Vereisung bis südlich von Berlin, im Osten etwa bis Lemberg. Südlich der vergletscherten Bereiche entstand ein breiter Lössgürtel, der heute die Grundlage einer ausgedehnten landwirtschaftlichen Nutzung ist. Nach Süden hin schließen sich an die glazial geprägten Tiefländer die großräumigen Mittelgebirgslandschaften, die in Deutschland unter anderem mit Harz, Eifel, Hunsrück, Taunus, Thüringer Wald, Schwarzwald und Bayerischem Wald besonders vielfältig und abwechslungsreich sind. Auch Tschechien und die Slowakei sind stark von Mittelgebirgen geprägt. An der Grenze zwischen der Slowakei und Polen findet sich die gemeinhin als kleinstes Hochgebirge des Kontinents bezeichnete Hohe Tatra, obwohl auch die Schneekoppe (1 603 m) im Riesengebirge und lokal die Waldkarpaten Hochgebirgszüge tragen. Die sehr viel größeren Alpen grenzen Mitteleuropa im Südwesten zum Mittelmeerraum mit seinem bereits subtropischen Klima ab, im Südosten liegen die weitgespannten Tiefländer der ungarischen Puszta.