Inntal - Alpine Vorlandvergletscherung

Deutschland - Deutschland - Naturraum
978-3-14-100800-5 | Seite 53 | Abb. 4| Maßstab 1 : 500000

Überblick

Gegen Ende des Tertiärs kühlte sich das Klima deutlich ab. In den Alpen breiteten sich im Verlaufe mehrerer Eiszeiten Gletscher aus. Ihr Eis drang in einer Mächtigkeit von über 1000 Metern aus dem Inntal ins Vorland der Alpen vor und formte dort eine glazial geprägte, junge Landschaft.

Im Alpenvorland unterscheidet man aufgrund der Anordnung der Moränenzüge und der Abfolge der Schotterfluren und Flussterrassen vier jeweils nach Alpenflüssen benannte Eiszeiten: die Günz-, Mindel-, Riß- und Würmeiszeit. In verhältnismäßig kurzer Zeit überformten die Gletscher während dieser Kälteperioden die Oberfläche am Fuße der Alpen grundlegend.

Die letzte alpine Vereisung ereignete sich in der Würmeiszeit (s. 88.1), die vor etwa 10 000 Jahren endete und deren geologischen Spuren sich am besten erhalten haben. Vom Vorstoß des sogenannten Kirchseeoner Stadiums bis zum Zusammenbruch des Vorlandgletschers vergingen etwa 10 000 Jahre.

Durch die Vorstöße der Eismassen bildeten sich verschiedene Landschaftselemente, die sich, wie in der Karte zu erkennen ist, bis heute erhalten haben:

• Im Norden lagert, inselhaft erhalten, die Altmoräne. Die Sedimente an der Stirnseite der rißzeitlichen Gletscher wurden während der Würmeiszeit weitgehend eingeebnet und mit Löss überdeckt.

• Im Nordwesten wurde während der Würmeiszeit durch die abfließenden Schmelzwässer die Münchener Schotterebene aufgeschüttet.

• Deutlich lässt der dreifache Endmoränenwall der Würmeiszeit die Ausbreitung der Gletscherzungen während der letzten Eiszeit erkennen.

• Die Entwässerungsrinnen zeigen die Richtungen, in denen die Schmelzwässer der Gletscher abflossen. Wegen der hohen Eisstirn des Gletschers während des Kirchseeoner Stadiums konnten die Schmelzwässer zu dieser Zeit zentrifugal abfließen („Trompetentälchen“). Die Schmelzwässer des Ölkofener Stadiums suchten sich dagegen ihren Weg entlang der Moränen in peripheren Entwässerungsrinnen. Mit dem Freiwerden der Zungenbecken schwenkten die Abflüsse zum Inneren der Becken um.

• Die Grundmoräne zeigt ein überaus unruhiges und kuppiges Relief. Die zahlreichen Drumlins der Grundmoränenlandschaft verstärken diesen Eindruck.

• Der Chiemsee ist ein Zungenbeckensee.

• Nordwestlich des Chiemsees, bei Eggstädt, wurde bewegungsloses Eis von Schotter umlagert. Nach dem Abschmelzen dieses „Toteises“ blieben Hohlformen mit gelappten Rändern zurück, die sich zum Teil als Seen erhalten haben.

• Im Rosenheimer Becken bildete sich ein See, der fjordartig bis weit in die Alpen hineinreichte. Im Gegensatz zum Chiemsee, in den nur kleinere Flüsse mündeten, wurde der Rosenheimer See durch den Inn mittlerweile vollständig verfüllt. Die zahlreichen Moore verweisen gleichfalls auf die Verlandung ehemaliger Gewässer.

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