Erde - Fischerei und Fischkonsum

Erde - Landwirtschaft und Ernährung
978-3-14-100919-4 | Seite 249 | Abb. 4| Massstab 1 : 140000000

Überblick

Die Karte setzt mit der internationalen Fischerei (inkl. Aquakulturen), den weltweiten Fischbeständen und dem globalen Fischkonsum nach Staaten drei zentrale Indikatoren der Fischwirtschaft in Beziehung.

Fischerei

Die Fischerei ist fast so alt ist wie die Menschheit, hat sich aber in den letzten Jahrzehnten durch den Einsatz hochmoderner Geräte und industrieller Fangflotten gravierend verändert. Die Schwärme werden mit Echolot und Radar geortet, die Trawler navigieren mithilfe von Satelliten, Hubschrauber lotsen die Flotten zu Fangplätzen. Die weltweiten jährlichen Gesamtfangmengen haben seit den 1950er-Jahren massiv zugenommen und 2020 ein Niveau von etwa 90 Millionen Tonnen Seefisch erreicht. Die Wachstumsraten haben sich aber in den letzten Jahren deutlich abgeschwächt.
Die wichtigste Fischereination ist seit Jahren China, wo etwa 12 % der weltweiten Fänge angelandet werden. Auf dem zweiten Platz folgt mit 6,3 % der weltgrösste Inselstaat Indonesien und auf dem dritten Platz mit 5,6 % das am fischreichen Südostpazifik gelegene Peru. Europäische Staaten liegen deutlich dahinter, denn obwohl die Europäische Union den Fischereisektor jährlich mit etwa 5,7 Mrd. Euro subventioniert, sind die Anlandezahlen beständig gesunken.

Aquakulturen

Aquakulturen haben vor allem in Asien eine lange Tradition. Zu einem wirtschaftlich rentablen Industriezweig mit enormen Wachstumszahlen haben sie sich aber erst seit den 1980er-Jahren entwickelt. Weltweit werden heute über 120 Millionen Tonnen Fische, Weich- und Krebstiere, Algen und andere Wasserorganismen gezüchtet. Die bedeutendste Aquakultur-Region ist Asien, das rund 91 % der Weltproduktion liefert, die mit grossem Abstand von China (56 %) dominiert wird. Auch in Zukunft werden Aquakulturen voraussichtlich noch weiter wachsen und einen wichtigen Beitrag für die Versorgung der Weltbevölkerung mit hochwertigem Eiweiss liefern. Ihre Nachhaltigkeit ist aber fraglich, denn für die Aufzucht von Edelfischen wie Lachs und Forelle ist der Fang grosser Mengen an Wildfisch, die zu Fischmehl oder Fischöl verarbeitet werden, erforderlich. Problematisch ist auch die Massentierhaltung der Fische, da sich dort Krankheitserreger und Parasiten, die mit Chemikalien und Medikamenten bekämpft werden, verbreiten können. Hinzu kann bei der küstennahen Aquakulturproduktion kommen, dass Abwässer ungeklärt in Küstengewässer eingeleitet werden und dort stark überdüngte, sauerstoffarme Zonen entstehen.

Fischbestände

Aufgrund der intensiven Befischung sind die Bestände vieler Speisefischarten, wie z. B. Schwertfisch, Gelbflossenthunfisch oder Kabeljau, weltweit gefährdet. Die Bewertung der globalen Fischbestände fällt aber zwiespältig aus, denn je nach Region oder Art gibt es grosse Unterschiede. Die Karte zeigt die besonders überfischten Meeresbereiche in Europa, an der Westküste Südamerikas, an vielen afrikanischen Küsten und in Südostasien. Nach dem Weltfischereibericht der FAO von 2022 zeigen die Massnahmen des Fischereimanagements aber Wirkung. Insgesamt gesehen sei der Trend der letzten Jahre günstig. 83 % der Anlandungen stammen aus biologisch nachhaltigen Fischbeständen. Gleichzeitig habe aber der Anteil der Fischbestände, die grundsätzlich als biologisch nachhaltig bezeichnet werden können, auf 65 % abgenommen. Da die Fangmengen kaum noch zu steigern sind, die Nachfrage aber wächst, ist zur Sicherung der Bestände ein noch weitergehendes nachhaltiges Management der Fischerei nötig. Die Europäische Union versucht dies im Rahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik durch die Bewirtschaftung der Fischbestände in den Exklusiven Wirtschaftszonen der Mitgliedsstaaten.

Fischhandel und Fischkonsum

Der Fischhandel ist globalisiert. Er profitiert von den Tiefkühlmöglichkeiten der Fangflotten und von den geringen Transportkosten. So stammt die Hauptzutat der gerade in Europa beliebten Fischstäbchen, der Alaska-Seelachs, der eigentlich Pazifischer Pollack heisst, aus dem Nordpazifik.
Beim Fischkonsum pro Kopf und Jahr gibt es erstaunliche Unterschiede zwischen den Weltregionen. Besonders hoch ist er in Ost- und Südostasien, Skandinavien und Südwesteuropa. Besonders niedrig ist er in den Landlocked Countries Asiens, Afrikas und Südamerikas wie Kasachstan, Niger oder Bolivien. Es gibt aber auch eine Reihe von Staaten mit langen Meeresküsten, die, wie Indien, Südafrika oder Brasilien, einen unterdurchschnittlichen Fischkonsum aufweisen. Die Gründe können eine vergleichsweise grosse Bevölkerungszahl, die ökonomischen Möglichkeiten oder traditionelle Ernährungsgewohnheiten sein.

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