Überblick
Während früher bei der Beurteilung der Güte eines Gewässers vor allem das Wasser auf seine biologischen und chemischen Eigenschaften untersucht und in verschiedene Gütestufen eingeteilt wurde, hat sich inzwischen die Einsicht durchgesetzt, dass die ökologische Bedeutung eines Gewässers darüber hinaus ganz wesentlich durch die Gewässerstruktur bestimmt wird. Zur Erfassung der Gewässerstrukturgüte werden sehr unterschiedliche Faktoren erfasst und bewertet, darunter …
• die Beschaffenheit des Ufers (naturnah oder befestigt),
• Querprofil und Sohlenstruktur (gibt es z. B. Breitenvarianz, Flachwasserzonen usw.),
• der Verlauf eines Fließgewässers (mäandrierend oder begradigt) sowie
• Fließgeschwindigkeit und Strömungsdiversität.
Nach dem Grad der Veränderung durch menschliche Eingriffe werden Gewässer in verschiedene Güteklassen eingeteilt, die von „gering beeinflusst“ für sehr naturnahe Gewässer bis hin zu „sehr stark beeinflusst“ für übermäßig geschädigte oder irreversibel veränderte Gewässer reichen.
Alle großen Flüsse in Deutschland sind im deutlich überwiegenden Teil ihres Verlaufes mindestens stark oder sogar sehr stark verändert worden. Am augenfälligsten ist dieses Phänomen am Rhein (s. 61.6–7), was durch die Schifffahrt hervorgerufen wurde. „Gering“ oder „mäßig“ veränderte Flusslandschaften gibt es heute fast nur noch an den Oberläufen, die aufgrund ihrer peripheren Lage und ihrer Größe für die kommerzielle Schifffahrt sowohl uninteressant als auch wenig geeignet sind.