Überblick
Dresden, im Zuge der deutschen Ostkolonisation von deutschen Bauern, Handwerkern und Kaufleuten gegründet und ab dem 15. Jahrhundert ständige Residenz des Wettiner Fürstengeschlechts, wurde im Barockzeitalter unter August dem Starken prächtig ausgebaut. Bis zu seiner völligen Zerstörung gegen Ende des Zweiten Weltkriegs galt das „Elbflorenz“ als eine der schönsten Städte Deutschlands. In der Phase der deutschen Teilung wurden einige der zerstörten oder schwer beschädigten historische Bauwerke wie Zwinger und Semperoper wieder aufgebaut, viele andere wurden jedoch zerstört; die Neubauten gehorchten den funktionalistischen Grundsätzen der sozialistischen Stadtplanung. Die „Bausünden“ dieser Epoche wurden nach der deutschen Wiedervereinigung teilweise wieder rückgängig gemacht, vor allem aber rückte der Wiederaufbau zentraler Elemente des historischen Stadtbilds wieder in den Mittelpunkt.
Dresden 1858
Das Kartenbild zeigt Dresden im Jahre 1858. Die 1216 erstmals urkundlich erwähnte Stadt war im Laufe des 13. Jahrhunderts zunächst durch einen Palisadenwall und einen Stadtgraben, wenig später auch durch eine Stadtmauer befestigt worden. Im frühen 15. Jahrhundert wurden die bereits bestehenden Befestigungsanlagen durch eine zweite, vorgeschobene Mauer verstärkt, dazwischen entstand der sogenannte Zwinger, ein zunächst nur von Gräben durchzogenes Freigelände, das später zu einem Turnier- und Festplatz für den Adel werden sollte. Nach der Teilung Kursachsens zwischen den Brüdern Ernst und Albrecht wurde Dresden 1485 zur Haupt- und Residenzstadt. Nach einem großen Stadtbrand 1491 veränderte die Stadt ihr Aussehen. Kurfürst Moritz baute Dresden zu einer der Hauptfestungen des Landes aus, zugleich ließ er das Schloss in jenem Renaissance-Stil erweitern, der nun auch die neu errichteten Adelsresidenzen prägte. Diese erste Blüteperiode der Stadt wurde durch mehrere Pestepidemien unterbrochen, denen zwischen 1566 und 1633 etwa die Hälfte der Dresdner Bevölkerung zum Opfer fiel.
Seine große kulturelle Bedeutung als eine der europäischen Hauptstädte des Barock erlangte Dresden erst, als Friedrich August I., der Starke, der ab 1697 als König August II. auch über Polen herrschte, im Jahre 1694 seine lange Regentschaft begann. Schon in den letzten Jahrzehnten vor seinem Regierungsantritt hatten zugewanderte Handwerker die ersten Manufakturen gegründet und damit einen neuen Aufschwung eingeleitet. Nun gab der neue Landesvater ungeheure Summen für repräsentative Bauten, die Hofhaltung und prunkvolle Feste aus. In den folgenden drei Jahrzehnten verdoppelte sich die Einwohnerzahl auf über 45 000 Menschen, zugleich wurden zahlreiche, bedeutende Gebäude errichtet, darunter der Zwinger, der zu den bedeutendsten Barockbauten Deutschlands zählt, die ebenfalls barocke Frauenkirche am Neumarkt und das Taschenbergpalais, das August der Starke für seine Mätresse erbauen ließ; auch das 1701 bei einem Brand stark beschädigte Dresdener Residenzschloss wurde neu und prächtig ausgebaut. Sein Sohn Friedrich August II. ließ ab 1737 die Katholische Hofkirche errichten, die später durch eine Brücke mit dem Schloss verbunden wurde, und erweiterte die umfangreiche Kunst- und Gemäldesammlung seines Vaters beträchtlich. Doch im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde Sachsen durch seine Verwicklung in den österreichischen Erbfolgekrieg und den Siebenjährigen Krieg mehrfach von preußischen und österreichischen Truppen besetzt und durch Kriegshandlungen teilweise beschädigt oder zerstört. Viele Bewohner, die ihre Häuser durch Kanonenbeschuss und Stadtbrände verloren hatten, zogen fort, wodurch die Bevölkerungszahl bis 1804 von über 63 000 auf knapp 45 000 sank.
Dresden 1945
Nach dem Sturz Napoleons 1815 blieb Dresden die Hauptstadt des – allerdings deutlich verkleinerten – Königreiches Sachsen. Die prachtvollen Barockbauten aus der Blütezeit bestimmten weiterhin das Stadtbild, das sich allerdings in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert deutlich modernisierte. Die starken Festungsanlagen um die historische Altstadt wurden abgetragen. Zu den wichtigsten Neubauten zählten neben der zentral gelegenen Stadtpost die ab 1838 errichtete erste Semperoper, die schon 1869 von einem Feuer vernichtet wurde. Zugleich entwickelte sich die Stadt immer mehr zu einem Industrie- und Wirtschaftsstandort. Nur ein Jahr nach dem Bau der Semperoper wurde auf dem neuen Stadtbahnhof mit der Eisenbahnlinie von Dresden nach Leipzig die erste Fernverbindung im deutschen Schienenverkehr in Betrieb genommen. Der Verlauf der Gleisanlagen markiert den Umfang des damaligen Stadtgebiets.
Sichtbarer Ausdruck für den Beginn der Gründerjahre in Dresden war der Bau der neuen Semperoper, der noch im Jahr der Reichsgründung 1871 begonnen wurde, nur ein Jahr später begann der Ausbau der Dresdener Straßenbahn. Zeichen des neuen Aufschwungs waren die Gründung zahlreicher Aktiengesellschaften und Banken, darunter auch die der Dresdner Bank. Bis zum Ersten Weltkrieg, von dem die Stadt weitgehend verschont blieb, wurde noch eine Vielzahl neuer kommunaler Bauten fertiggestellt, darunter 1910 das Rathaus. Die kulturelle Blüte der 1920er-Jahre, in denen unter anderem die Maler Otto Dix und Oskar Kokoschka in der Stadt lebten und wirkten, endete mit dem Beginn des Nationalsozialismus. Durch verheerende Bombenangriffe der Alliierten wurde die Dresdener Innenstadt im Februar 1945 nahezu vollständig zerstört, darunter auch die Frauenkirche, die zu den großartigsten Sakralbauten des Barockzeitalters zählte.
Der Wiederaufbau nach dem Krieg wurde maßgeblich durch politisch-ideologische Motive bestimmt. Zunächst in der sowjetischen Besatzungszone gelegen, wurde Dresden ab 1949 zur drittgrößten Stadt der neu gegründeten DDR. Von den historischen Baudenkmälern der Stadt wurden nur einige wiedererrichtet, andere wurden teils aus Geldmangel und teils auch mit der Begründung, eine sozialistische Stadt benötige weder Kirchen noch Barockbauten, entweder abgerissen oder gesprengt, wie die stark zerstörte Sophienkirche 1962. Kennzeichnend für die moderne sozialistische Großstadt, zu der sich Dresden nun entwickeln sollte, waren vor allem die überbreiten Straßen, die sich, wie beispielsweise die St. Petersburger Straße, zum Teil bis heute erhalten haben. Die mitunter klotzig wirkenden Plattenbauten, die in diesen Jahrzehnten sowohl im Zentrum als auch in den Außenbezirken entstanden, wurden vor allem unter funktionalen Gesichtspunkten errichtet, ohne den Anspruch, sich in das historische Stadtbild zu fügen.
Dresden 2015
Als Dresden nach der Wiedervereinigung 1990 Hauptstadt des Freistaates Sachsen wurde, siedelten sich zahlreiche Ministerien und Landesbehörden im Zentrum an. Auf dem Kartenbild gut zu erkennen ist auch die außerordentlich hohe Zahl von Akademien, Instituten und Bildungseinrichtungen. In der Stadtplanung setzten sich nun Konzepte durch, die dem Wiederaufbau des historischen Altstadtkerns Priorität einräumten.
Vor dem Dresden-Jubiläum 2006 wurden große Anstrengungen unternommen, der Stadt, die von der „Jahrhundertflut“ 2002 stark getroffen worden war, durch eine Mischung von Neu- und Wiederaufbauten etwas von ihrem alten Glanz zurückzugeben. Der Neumarkt, als barockes Bauensemble bis zu seiner Zerstörung im Krieg eine Sehenswürdigkeit von internationalem Rang, erhielt seine historische Struktur zurück. 2005 wurde das neben dem Sächsischen Landtag gelegene Kongresszentrum an der Elbe eingeweiht und die Dresdner Frauenkirche nach elfjähriger Bauzeit wiedereröffnet. 2006 öffnete das Historische Grüne Gewölbe im Dresdner Residenzschloss seine Pforten. Die im Residenzschloss gelegene Fürstengalerie wurde 2009 fertiggestellt, der restaurierte Riesensaal beherbergt seit 2013 die Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Der Aufsehen erregende Umbau des Dresdner Hauptbahnhofs wurde zum Stadtjubiläum weitgehend abgeschlossen und 2013 vollendet.
Unmittelbar am zentralen Neumarkt liegt seit 2006 das Einkaufsquartier QF Passages, ein Fünf-Sterne-Boutique-Hotel, das auf 17 000 Quadratmetern neben einem exklusiven Hotelbetrieb mehr als 40 Luxusboutiquen, Kunstgalerien, Restaurants, Bars und Beautyeinrichtungen umfasst. Mit der Eröffnung der zwischen Hauptbahnhof und Frauenkirche gelegenen Centrum Galerie 2009 und der Erweiterung der nunmehr 200 Geschäfte und Gastronomiebetriebe umfassenden Altmarkt Galerie 2011 wuchs die Verkaufsfläche in der Innenstadt auf 210 000 Quadratmeter an. In der Summe verfügt die Stadt damit über etwa 930 000 Quadratmeter Verkaufsfläche, fast doppelt so viel wie 1995.
Bereits 1992 hatte man die Errichtung des World Trade Centers Dresden (WTC) beschlossen, das 1996 im Westen der Altstadt als ultramodernes, 16-geschossiges Büro- und Geschäftshaus mit integriertem Hotel, Kongresszentrum und Ausstellungsflächen eröffnet wurde. Rund 100 Unternehmen nutzen heute die 90 000 Quadratmeter großen Büro- und Gewerbeflächen des Gebäudes, das sich im Laufe der Jahre zu einem Wirtschafts-, Verwaltungs- und Wissenschaftsstandort von überregionaler Bedeutung entwickelt hat. 2010/2011 wurde das WTC im Zuge einer baulichen Modernisierung unter anderem um ein Atrium mit Wasserflächen ergänzt.
Heute gilt der Ballungsraum Dresden als einer der dynamischsten Wirtschaftsstandorte in Deutschland mit einer starken Spezialisierung in den Bereichen Mikroelektronik, Nano- und Biotechnologie und der damit verbundenen Forschung. Dass die Stadt zugleich ein bedeutender Standort der Automobilindustrie ist, lässt sich im Kartenbild an der Gläsernen Manufaktur erkennen, eine repräsentativen Produktionsniederlassung der Volkswagen AG. Um die Innenstadt von den Schadstoff- und Lärmemissionen eines erhöhten Lieferverkehrs zu entlasten, werden die Bauteile für die Autoproduktion nicht von Lastwagen in das zentral gelegene Werk geliefert, sondern von einer speziellen Güterstraßenbahn.
Ein nicht unwichtiger Wirtschaftszweig in der einstigen Residenzstadt mit ihrer extrem hohen Dichte an kulturhistorisch bedeutsamen Baudenkmälern, Museen und Kultureinrichtungen ist der Tourismus. Unter den innerdeutschen Zielen bei Kurzurlaubsreisen belegt Dresden seit Jahren den vierten Platz, gleich nach Berlin, Hamburg und München.