Der Weg zur Ausstellung
Ein Plakat-Ausstellung zur Klimakrise? Wie kommt eine Lerngruppe auf so eine Idee? Das ist auf jeden Fall eine berechtigte Frage und die Antwort ist auch etwas länger. Vorweg: Dieses Projekt war nicht im Vorwege geplant, sondern die Idee entstand eher zufällig.
Alles fing mit der Hausaufgabe am ersten Schultag an. Ja, eine Hausaufgabe am ersten Schultag. Inspiriert vom Slogan „Another World is possible“, den Fridays for Future im März 2021 in Berlin auf die Oberbaumbrücke großflächig gemalt hatte, sollten die Schülerinnen und Schüler aus dem frisch zusammengefundenen Geographie-Profil des Einführungsjahrgangs (10. Klassenstufe) ein eigenes Zukunftsmotto formulieren und visualisieren. Die Ergebnisse waren beeindruckend und vor allem sehr motivierend für alle Beteiligten. Am Ende der Stunde wählte das Geo-Profil dann daraus das gemeinsame Klassenmotto. Trotz vieler lohnender Beiträge fiel die Entscheidung eindeutig aus: We’ve got the Chance to change!
In den Folgestunden konkretisierten wir ausgehend vom Zauber der Geographie die Ziele für eine gute Zukunft und kamen so zu den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen. Die Existenz und die Kraft dieser Ziele gab der Klasse zusätzliche Motivation, selber aktiv werden zu wollen.
Zum Schlüsselerlebnis wurde der Besuch der Taufe der Malizia Seaexplorer von Boris Herrmann. Bei der Veranstaltung waren die SDGs nicht nur auf dem Segel der Yacht, sondern gefühlt überall sichtbar. Hinzu kamen die vielen vorgestellten Aktionen zum Erreichen der SDGs, insbesondere SDG 13 Climate Action. Ganz besonders deutlich wurde dies am Motto des Team Malizias „A Race We Must Win“. Denn damit ist nicht eine Segelregatta, sondern der Wettlauf der Menschheit im Kampf gegen die Klimakrise gemeint. Ein ganz besonderes Highlight war für die Klasse sicherlich das Treffen mit Boris Herrmann selber, der auch mehrere Fragen der Schülerinnen und Schüler beantwortete.
Bei der Taufe lernte die Klasse zudem die Klimaretter:innen-AG des Droste-Hülshoff-Gymnasium aus Berlin kennen. Beide Gruppen beschlossen am Ende der Veranstaltung, gemeinsam aktiv werden zu wollen.
Auf der Rückfahrt von der Taufe kam die letztlich entscheidende Idee auf, umgehend Plakate zur Klimakrise in der Schule aufzuhängen. Das überraschende Ergebnis einer ersten Internet-Recherche auf der Rückfahrt: Es gibt so gut wie keine ansprechenden Plakate!
Das war der Moment, wo der Gedanke aufkam, dass wir selber Plakate zur Klimakrise erstellen. Gedacht – getan! Da noch eine Klausur anstand, wurde daraus kurzerhand eine Klausurersatzleistung. Ausgehend vom Oberstufenschulbuch recherchierte die Klasse nach relevanten Themen und erstellte anschließend in Gruppen jeweils zwei Plakate. Die Ergebnisse waren sehr unterschiedlich und alles, nur nicht aussstellungsreif.
Dann folgte ein ganz entscheidender Moment: Nachdem wir uns alle Plakate in einer Übersicht angeschaut hatten, war die Frage, ob wir uns auf den Weg zu einer für die Öffentlichkeit zugänglichen Ausstellung machen oder der Weg hier endet. Einstimmig entschied sich die Klasse für die Fortsetzung des Weges, der ziemlich steinig und herausfordernd werden sollte.
Denn die Aufgabe war vielfältig: Es galt ein einheitliches und ansprechendes Layout zu finden. Für die Abbildungen mussten die Bildrechte geklärt werden. Und besonders wichtig: Für die wissenschaftliche Richtigkeit musste Unterstützung gefunden werden.
Beim Layout halfen neben der Recherche nach Vorbildern auch Kunstlehrkräfte. Die Klärung der Rechte stellte sich insofern als schwierig heraus, da hier öfter telefonisch ein Kontakt hergestellt werden musste, was nach und nach immer besser klappte. Schnell war dagegen mit Dr. Tobias Bayr und seinem Team vom GEOMAR Helmholtzzentrum für Ozeanforschung in Kiel die notwendige wissenschaftliche Unterstützung gefunden worden.
Weitere Inspirationen holte sich die Klasse beim Besuch der Ausstellung „Klima_X“ in Frankfurt. Zentral war für die Klasse immer die Frage, wie müssen die Plakate gestaltet sein, damit Schülerinnen und Schüler sie sich auch intensiv anschauen? Die Antwort der Klasse: Sie müssen interaktiv sein – sprich QR-Codes enthalten! Dahinter sollten sich Filme, Podcasts, Quiz und weitere Beiträge verstecken. Gesagt und innerhalb von fast einem halben Jahr umgesetzt. Dabei muss erwähnt werden, dass die Fertigstellung der Ausstellung nicht jede Stunde beanspruchte, sondern nur etwa 2-3 Stunden pro Monat, die im Voraus gemeinsam terminiert wurden.
Eine Frage trieb die Klasse, je weiter sie kam, immer mehr um: Wie bekommen wir möglichst viel Aufmerksamkeit für die Ausstellung? Ein Schüler berichtete davon, dass er letztens auf einer Veranstaltung war, bei der es eine prominente Schirmherrschaft gab. Sofort war die Klasse von der Idee überzeugt. Nach kurzem Überlegen war schnell klar, dass es nicht eine, sondern drei Schirmherrschaften geben solle: Dr. Tobias Bayr, der die Entstehung der Plakate wissenschaftlich begleitet hatte; Theresia Crone, die als Klimaaktivistin nicht nur ein Interview, sondern auch wertvolle Tipps beigesteuert hatte und natürlich Boris Herrmann, der ja quasi Auslöder und Motivator für die Ausstellung war. Und tatsächlich - alle drei sagten zu!
Und so kam es Anfang Mai zu feierlichen Eröffnung der Ausstellung in unserer Schule mit Boris Herrmann und Dr. Tobias Bayr. Was für ein Event! Theresia Crone war leider terminlich verhindert, besuchte die Klasse aber kurz davor. Die Ausstellung blieb über eine Woche in unserer Aula, so dass fast alle Schülerinnen und Schüler sie miterleben durften.
Seitdem durfte die Klasse die Plakat-Ausstellung bei verschiedenen Gelegenheiten präsentieren – unter anderem in Berlin bei einer Veranstaltung der Klimaretter:innen-AG, die auch ein Plakat zur Ausstellung beigesteuert hatte. Und im Herbst wird die Klasse zwei einwöchige Ausstellungen in der Kieler Innenstadt gestalten dürfen.
Ein ganz großes Anliegen der Klasse war und ist, dass möglichst viele Schulen die Ausstellung nutzen können. Daher war die Freude riesengroß, als der Westermann-Verlag zusagte, die Ausstellung online zu zeigen und eine Ausleihe in ganz Deutschland zu ermöglichen. Dafür möchte sich das Geographie-Profil an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bedanken und hofft, dass ganz viele Schulen davon Gebrauch machen.