Überblick
In den Alpen breiteten sich im Verlauf mehrerer Eiszeiten Gletscher aus. Ihr Eis drang in einer Mächtigkeit von über 1000 Metern aus dem Inntal ins Vorland der Alpen vor. Der dortige Gletscherschliff zeugt noch heute von ihrer Erosionskraft, die eine glazial geprägte, junge Landschaft formte.
Nach Alpenflüssen benannte Eiszeiten
Im Alpenvorland unterscheidet man aufgrund der Anordnung der Moränenzüge und der Abfolge der Schotterfluren und Flussterrassen vier nach Alpenflüssen benannte Eiszeiten: die Günz-, Mindel-, Riß- und Würmeiszeit. In verhältnismäßig kurzer Zeit überformten die Gletscher während dieser Kälteperioden die Oberfläche am Fuße der Alpen grundlegend.
Die letzte alpine Vereisung ereignete sich in der Würmeiszeit (s. 92.1), die vor etwa 10 000 Jahren endete und deren geologische Spuren sich am besten erhalten haben, weil keine weitere Eiszeit mehr folgte. Vom Vorstoß des Kirchseeoner Stadiums bis zum Zusammenbruch des Vorlandgletschers vergingen etwa 10 000 Jahre. Der Hauptvorstoß selbst erfolgte noch in geschlossener Front. Der nächste Vorstoß des Ebersberger Stadiums war bereits schwächer, der letzte des Ölkofener Stadiums füllte kaum noch die Zweigbecken aus.
Landschaftselemente
Durch die Vorstöße der Eismassen bildeten sich verschiedene Landschaftselemente, die sich bis heute erhalten haben, wie die Karte zeigt:
Im Norden lagert die inselhaft erhalten Altmoräne. Die Sedimente an der Stirnseite der rißzeitlichen Gletscher wurden während der Würmeiszeit weitgehend eingeebnet und mit Löss überdeckt. Im Nordwesten wurde während der Würmeiszeit durch die abfließenden Schmelzwässer die Münchener Schotterebene aufgeschüttet. Deutlich lässt der dreifache Endmoränenwall der Würmeiszeit die Ausbreitung der Gletscherzungen während der letzten Eiszeit erkennen.
Zentrifugale und im Falle des Ölkofener Stadiums auch periphere Entwässerungsrinnen zeigen die Richtungen, in denen die Schmelzwässer der Gletscher abflossen. Wegen der hohen Eisstirn des Gletschers während des Kirchseeoner Stadiums konnten die Schmelzwässer zu dieser Zeit zentrifugal abfließen („Trompetentälchen“). Die Schmelzwässer des Ölkofener Stadiums suchten sich dagegen ihren Weg entlang der Moränen in peripheren Entwässerungsrinnen. Mit dem Freiwerden der Zungenbecken schwenkten die Abflüsse zum Inneren der Becken um.
Die Grundmoräne zeigt ein überaus unruhiges und kuppiges Relief. Die zahlreichen Drumlins der Grundmoränenlandschaft verstärken diesen Eindruck. Der Chiemsee ist ein Zungenbeckensee. Nordwestlich des Chiemsees, bei Eggstädt, wurde bewegungsloses Eis von Schotter umlagert. Nach dem Abschmelzen dieses „Toteises“ blieben Hohlformen mit gelappten Rändern zurück, die sich zum Teil als Seen erhalten haben.
Im Rosenheimer Becken bildete sich ein See, der fjordartig bis weit in die Alpen hineinreichte. Im Gegensatz zum Chiemsee, in den nur kleinere Flüsse mündeten, wurde der Rosenheimer See durch den Inn mittlerweile vollständig verfüllt. Die zahlreichen Moore, hier Moose genannt, verweisen gleichfalls auf die Verlandung ehemaliger Gewässer. Als wertvolle Biotope werden sie heute nicht mehr zum Torfabbau genutzt.