Überblick
Der Automobilbau und die zuliefernde Industrie gehören mit über 1 Mio. Beschäftigten (2022) und über 9 Mio. produzierten Fahrzeugen (2021) zu den Schlüsselbereichen der US-amerikanischen Wirtschaft. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt betrug 2020 3 Prozent. Der Kraftfahrzeugbau konzentriert sich heute auf die Auto Alley, ein Gebiet, das sich vom Südosten Michigans und den Nachbarstaaten an den Großen Seen über Ohio bis zum Golf von Mexiko zieht.
Rückblick
Bei der amerikanischen Automobilindustrie waren transportorientierte Entscheidungen in Bezug auf Rohstoffe, zuliefernde Industrien und Absatzmärkte, vor allem zu Beginn der Massenproduktion, maßgeblich. Waren die ersten zehn Jahre der amerikanischen Automobilindustrie noch durch viele kleine Werke im Nordosten gekennzeichnet, begann nach der Gründung von Ford (1903) und General Motors (1908) mit der Fließbandproduktion die Massenfertigung. 1929 wurden bereits 4,5 Mio. Pkw in den USA hergestellt; dies ergab ein Verhältnis von 190 Pkw pro 1000 Personen, welches in Westeuropa erst in den ausgehenden 1960er-Jahren erreicht wurde. Die Massenfertigung und der Massenbesitz des Automobils führten zunächst zu einer Verteilung der Produktion auf die großen Ballungszentren der USA. In dieser Zeit kristallisierten sich die „Big Three“ aus dem Großraum Detroit als Marktführer heraus, weil sie eine Produktdifferenzierung betrieben und jährlich neue Modelle bei gleichbleibend niedrigem Preisniveau vorstellten. Ferner investierten sie stark in die Werbung und unterhielten große Händlernetze. Dies erklärt die außergewöhnliche Konzentration der Standorte im Großraum Detroit vor 1945, nach dem Zweiten Weltkrieg kamen neue Standorte im Mittelwesten und an der Nordostküste hinzu.
Mit den Importen preiswerter Kleinwagen aus Europa und Japan verstärkte sich ab Mitte der 1960er-Jahre die Notwendigkeit der Rationalisierung. Die amerikanischen Automobilkonzerne entwickelten eigene „Compacts“, handliche und preiswerte Kleinwagen, die bevorzugt als Zweitwagen dienten. Diese Rationalisierungen führten zu Werksschließungen oder der Umstellungen auf die Lkw-Produktion. Allerdings öffneten auch neue amerikanische Produktionsstätten für Compacts. Diese Werke entstanden bevorzugt verkehrsgünstig an Eisenbahnstrecken, in fünf bis zehn Kilometer Entfernung zum nächsten Highway oder in einem Radius von 50 bis 75 Kilometern bis zum nächsten Flughafen mit internationalen Verbindungen. Die Zulieferindustrie konzentrierte sich allerdings weiter auf das Gebiet um die Großen Seen.
Marktführer und Standorte des Kraftfahrzeugbaus heute
Bereits frühzeitig, etwa ab den 1980er-Jahren, wurde die US-Automobilindustrie internationalisiert und globalisiert, indem erst japanische, dann deutsche und schließlich koreanische Automobilhersteller gemeinsam mit ihren Zulieferern Produktionsstätten in den USA errichteten und dadurch den Marktanteil der heimischen Autoindustrie – der sogenannten Big Three General Motors, Ford und Stellantis (früher: Chrysler), alle mit Sitz in Detroit – von rund 73 Prozent 1996 auf rund 40 Prozent im Jahre 2021 zurückdrängten. 2021 führte General Motors mit einem Marktanteil von 16,5 Prozent, an zweiter Stelle folgte bereits Toyota mit 15 Prozent.
Die Gründe für den Produktionsaufbau in den USA lagen zum einen in den damals vergleichsweise hohen Transport- und Zollgebühren – die sich seitdem globalisierungsbedingt verringert haben –, zum anderen in der höheren Akzeptanz von direkt in den USA hergestellten Fahrzeugen, mit deren Kauf der Kunde Arbeitsplätze in den USA zu sichern glaubt, auch wenn der Gewinn ins Ausland fließt.
Zusätzlich zur Produktion in den USA werden Autos aus den USMCA-Ländern Kanada und Mexiko importiert. Sie stammen überwiegend aus Produktionsstätten der „Detroit Three“. Importland Nummer eins ist mittlerweile aber Japan.
Während die amerikanische Automobilindustrie früher stark auf die traditionellen Standorte im einstigen „Manufacturing Belt“ (heute: „Rust Belt“), insbesondere im Großraum Detroit, orientiert war, verteilen sich heute die Standorte der Automobilkonzerne in der Auto Alley von den Großen Seen im Norden bis an den Golf von Mexiko.
In den vergangenen Jahren haben sich die USA auch als Produzent von Elektrofahrzeugen auf dem Markt etabliert. Mittlerweile gilt die USA als drittgrößter Produzent weltweit. Dabei dominiert Tesla den US-amerikanischen Elektrofahrzeugmarkt. Doch auch andere Hersteller wie General Motors und Volkswagen nehmen Elektrofahrzeugmodelle zusehends in ihre Fahrzeugpalette auf