Überblick
Der Südpol liegt im Zentrum des Kontinents Antarktika. Er ist mit 13 Mio. Quadratkilometern um etwa ein Viertel größer als Europa. Das über dem Festland liegende mächtige Inlandeis ragt in eine Höhe von fast 5 000 Metern über dem Meeresspiegel auf. Die durchschnittliche Höhe der Antarktis beträgt deshalb 2 040 Meter, bei den anderen Kontinenten liegt sie gemittelt nur bei etwa 730 Metern.
Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt an der Südpolstation in 2 800 Metern Höhe −50 °C. An der in 3 488 Metern Höhe in der Ostantarktis gelegenen russischen Forschungsstation Wostok wurde im Juli 1983 mit – 89,2 °C ein Kälterekord gemessen. An der Küstenstation Mirny beträgt die Jahresdurchschnittstemperatur −11,5 °C. Dort werden 427 Millimeter Jahresniederschlag erreicht. Große Teile der vergletscherten Gebiete im Inneren der Antarktis erhalten dagegen nur sehr geringe Niederschläge.
Die antarktische Eisdecke
Der antarktische Eisschild ist mit 12,3 Millionen km² die größte Eismasse auf unserem Planeten. Er bedeckt den antarktischen Kontinent fast vollständig, nur einige wenige Küstenbereiche sind eisfrei. Insgesamt sind nur etwa drei Prozent der Antarktis eisfreie, periglaziale Gebiete in der Peripherie der Gletscher. Zusammen ergeben sie immerhin noch ein Territorium, das größer ist als Deutschland.
Mit einer durchschnittlichen Mächtigkeit von über 2 000 m und einer maximalen Mächtigkeit von fast 5 000 m beträgt das Gesamtvolumen etwa 26,5 Millionen km³. Damit sind fast 90 % des Eises der Erde im antarktischen Eisschild und den von ihm gespeisten Schelfeis eingeschlossen und damit auch 70 % des globalen Süßwasservorrats. Der Eisschild ist ständigen Veränderungsprozessen unterworfen. Einerseits wächst es von oben durch Schneefall, andererseits durch kaltes Wasser von unten.
Das Eis verbindet den ostantarktischen Schild mit dem Inselarchipel der Westantarktis. Nur einzelne Gebirgszüge ragen als Nunatakker aus dem Eis heraus. Die höchste Erhebung in der Antarktis ist mit 4 897 Meter der Mt. Vinson an der Wurzel des Ronne-Schelfeises.
Die Ausdehnung des Meereises im Südpolarmeer ist jahreszeitlich stark schwankend. Eine besondere Form des Meereises ist das Schelfeis. Dabei handelt es sich um Eis, das zwar an Land entstanden ist, aber auf dem Meer über dem Festlandssockel schwimmt.
Die Bewegung der Eisdecke
Die Eismassen sind nicht statisch, sie bewegen sich über den Kontinent. Am deutlichsten zeigt sich dies beim Kalben von Eisbergen. Das heutige Wissen über die Bewegung des antarktischen Eisschildes resultiert aus Tausenden von Radarmessungen, die Satelliten seit 1996 liefern. In den Gebieten, in denen sich das Eis am schnellsten bewegt, betragen die Bewegungsraten einige Kilometer pro Jahr. Solche Gebiete findet man sowohl im Bereich des Eisschilds als auch im Schelfeis. Das Eis der Westantarktis besteht hauptsächlich aus Schelfeis oder Eis, das Felsen unter dem Meeresspiegel aufliegt. Dieses Eis kann durch die Erwärmung, die hier im Westen mit ca. 0,5 °C am höchsten in der Antarktis ist, besonders schnell schmelzen. Hier zeigen sich auch die größten Veränderungen der Eisdecke mit Höhenverlusten von bis zu 10 Metern im Zeitraum von 2005 bis 2020. Die geringsten Bewegungsraten und Abschmelzraten und Temperaturänderungen finden sich im Bereich der Eisscheiden, die einzelne Gletscherteilgebiete voneinander abgrenzen. Positive Veränderungen der Eisdecke mit Zugewinnen von bis zu 0,5 Metern zeigen sich rund um den Kontinent in Küstennähe.
Klimawandel in der Antarktis
Das Wissen über die Bewegung des Eises ist wichtig für das Verständnis darüber, wie sich das Eis verändert und mit welchen Veränderungen im Zuge des Klimawandels in der Zukunft zu rechnen ist. Damit sind auch Prognosen zum Meeresspiegelanstieg in den kommenden Jahrzehnten durch die Eisschmelze möglich. Durch die Ozeanerwärmung geht immer mehr Schelfeis verloren, gleichzeitig strömt viel Eis aus dem Inneren des Kontinents nach.
Insgesamt fällt im Bereich der Antarktis die zu erwartende Temperaturzunahme deutlich geringer aus. Hierzu tragen zum einen die isolierte Lage des Kontinents und die damit verbundenen atmosphärischen Zirkulationsbedingungen sowie zum anderen die mächtigen Inlandseismassen mit einer hohen Albedo (Rückstrahlvermögen) bei.
Die Antarktis als Lebens- und Ressourcenraum
Trotz der für Menschen lebensfeindlichen Bedingungen sind die Küsten und das Südpolarmeer ein ökologisch reicher Lebensraum mit vielen Lebewesen, die an die besonderen naturräumlichen Verhältnisse angepasst sind (Wale, Robben, Pinguine, Fische, Krill). An vielen Stellen sind Rohstoffe entdeckt worden, deren Ausbeutung aber zum jetzigen Zeitpunkt noch unwirtschaftlich wäre. Überdies ist die Förderung gegenwärtig nach einem internationalen Abkommen, das zunächst noch bis 2042 gilt, verboten. In der antarktischen Tiefsee, vor allem im pazifischen Sektor, hat man zum Beispiel reiche Manganknollenfelder entdeckt. Zudem ist das Inlandeis die wichtigste Süßwasserlagerstätte im Wasserhaushalt der Erde. Der natürliche jährliche Eisbergexport von etwa 1 200 Kubikkilometern, der vor allem durch das Kalben des Schelfeises entsteht, könnte wirtschaftlich zur Süßwassergewinnung genutzt werden.