Erde - Trinkwasser

Erde - Böden und Wasserverfügbarkeit
978-3-14-100900-2 | Seite 270 | Abb. 2| Maßstab 1 : 180000000

Überblick

Trinkwasser ist nach der Definition der EU-Trinkwasserrichtlinie „Wasser für den menschlichen Gebrauch“, das bestimmte, rechtlich vorgegebene Güteeigenschaften aufweisen muss. Die wichtigsten Anforderungen sind die Genusstauglichkeit und die Freiheit von Krankheitserregern und anderen gesundheitsschädigenden Stoffen. In der Neufassung der EU-Trinkwasserrichtlinie von 2020 ist der Zugang aller EU-Bürger zu Trinkwasser ein wesentlicher Bestandteil. Nur ein geringer Teil dieser knappen Ressource wird tatsächlich als Trinkwasser genutzt – allenfalls zwei bis drei Liter Wasser nimmt ein Mensch pro Tag zu sich –, eine weitaus größere Menge wird für die Zubereitung von Speisen und Getränken, für Wäsche und Reinigung sowie in Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft verbraucht.

Problem der Verteilung

Am günstigsten ist die Situation bei der Wasserversorgung in Europa, obwohl sich auch dort regional Probleme abzeichnen (s. 139.3, 143.4), in Nordamerika, in Nord- und Südostasien sowie in Ozeanien. Eine unzureichende Verfügbarkeit von Wasser gibt es derzeit in fast ganz Afrika sowie in West-, Süd- und Zentralasien. Betroffen sind aber auch Teile Chinas, Mexikos, Australiens und der USA. Dabei gibt es rein rechnerisch auf der Erde genug Süßwasservorräte. Allein die durchschnittlichen Jahresniederschläge in Afrika könnten nach einer Studie des UN-Umweltprogramms den Wasserbedarf von 9 Mrd. Menschen decken. Das Problem ist, ähnlich wie bei den Nahrungsmitteln, in erster Linie eines der Verteilung.

Zum einen gibt es auf der Erde aride und semiaride Gebiete, in denen der Mangel an Wasser eine Folge der klimatischen und geographischen Gegebenheiten ist. Verschärft wird das Problem durch die starke Bevölkerungsentwicklung der letzten Jahre. In diesen Regionen haben oft mehr als 25 Prozent der Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Allerdings gibt es Länder, etwa auf der Arabischen Halbinsel, die ebenfalls unter ungünstigen Naturvoraussetzungen existieren, aber aufgrund ihres gesellschaftlichen Reichtums im Hinblick auf den Wassermangel Handlungsoptionen besitzen. In welchem Maße das Problem der unzureichenden Wasserversorgung eines der Armut ist, belegt der Umstand, dass nach UN-Angaben derzeit mehr als 1,5 Mrd. Menschen in Regionen leben, in denen Wasser durchaus in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht, in denen aber die notwendige Infrastruktur an Förderanlagen und Leitungsnetzen fehlt, um es der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen. Am schwersten betroffen von diesem Problem ist Afrika, auch in den immerfeuchten Tropen mit ganzjährig hohen Niederschlägen.

Maßnahmen zur Sicherung der Wasserversorgung

In anderen Regionen versuchen Regierungen, dem Wassermangel in den trockenen Landesregionen durch die Umleitung großer Flüsse abzuhelfen. In China führt im Rahmen des Süd-Nord-Wassertransferprojekt seit 2015 ein 1 400 km langer Fernwasserkanal Wasser aus dem Jangtsekiang nach Norden in die Große Ebene und nach Peking (s. 198.2).

Die Nutznießerin solcher Projekte ist vor allem die Landwirtschaft, deren Bewässerungsflächen sich in den letzten Jahrzehnten erheblich ausgeweitet haben. In Kalifornien entfallen 80 Prozent des Wasserverbrauchs auf die Landwirtschaft. In den Ländern des Mittelmeerraumes werden inzwischen zwei Drittel des Wassers von der Landwirtschaft verbraucht, weil sich die Bewässerungsflächen, insbesondere in Spanien und der Türkei, in den letzten 50 Jahren annähernd verdoppelt haben. Der hohe Wasserverbrauch resultiert aber nicht nur aus der größeren Anbaufläche, sondern auch aus veralteten Bewässerungsmethoden und aus der Kultivierung wenig angepasster, stark wasserbedürftiger Anbaufrüchte wie Reis, Baumwolle und Zuckerrohr.

Eine andere Methode, die Süßwasserreserven einer Region zu erhöhen, ist der Betrieb von Meerwasserentsalzungsanlagen, die in den Golfstaaten inzwischen einen Großteil des benötigten Trinkwassers liefern, aber auch in China, Spanien und Australien eine Rolle spielen. Die Anlagen haben allerdings zwei großen Nachteile: Zum einen sind sie in der Errichtung teuer, zum anderen ist ihr Betrieb immer noch sehr energieintensiv.

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Diercke

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