Erde - Agrarrohstoffe und Beschäftigte in der Landwirtschaft

Erde - Landwirtschaft und Ernährung
978-3-14-100900-2 | Seite 278 | Abb. 2| Maßstab 1 : 140000000

Überblick

Die Karte zu den weltweiten Agrarrohstoffen und Beschäftigten in der Landwirtschaft ergänzt die in 278.1 gezeigten Nahrungsgüter um die vor allem industriell oder als Tierfutter verwendbaren Ölpflanzen, Faserpflanzen und den Gummirohstoff Kautschuk. Auch in diesem Fall sind die weltweit größten Produzenten ablesbar, der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft liefert zudem einen Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes.

Beschäftigtenanteile in der Landwirtschaft

Die Bedeutung der landwirtschaftlichen Produktion – gemessen am Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft – gilt als Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung eines Staates. Länder, in denen die Landwirtschaft einen erheblichen Anteil an der Gesamtzahl der Beschäftigten hat, zählen sehr oft zu den Entwicklungsländern. Dies betrifft viele Staaten in Afrika, vor allem im Bereich der Sahelzone und in Zentralafrika, aber auch einige Länder im südlichen Asien sowie, in etwas geringerem Maße, in Teilen Südamerikas. Das produzierende Gewerbe und der Dienstleistungssektor sind in diesen Staaten, verglichen mit den Industrienationen, deutlich weniger stark ausgebaut. Auf der anderen Seite gibt es auch Schwellenländer mit hohem Entwicklungsstand wie Brasilien oder sehr hoch entwickelte Länder wie Polen, die vergleichsweise hohe Beschäftigtenanteile in der Landwirtschaft haben. Selbst Länder mit einem Beschäftigtenanteil in der Landwirtschaft von weniger als fünf Prozent können zu den bedeutendsten Agrarproduzenten und -exporteuren zählen, wie zum Beispiel die USA und Kanada bei Sojabohnen und Raps. Ein geringer Beschäftigtenanteil allein ist daher noch kein verlässlicher Indikator für die Bedeutung der Landwirtschaft in einem Land, sondern muss mit anderen Indikatoren kombiniert werden.

Anbau von Agrarrohstoffen für den Export

Oft sind es einzelne oder einige wenige agrarische Produkte, bei denen bestimmte Länder hohe Anteile an der Weltproduktion erreichen. So stammt beispielsweise allein aus Bangladesch mehr als die Hälfte der weltweit erzeugten Faserpflanze Jute. Indonesien ist mit einem Anteil von 60 Prozent an der Gesamtproduktion der weltgrößte Lieferant von Erzeugnissen, die aus der Ölpalme gewonnen werden (s. 277.3). Außerdem werden dort unter anderem Kautschuk und Kokospalmen für den Export angebaut. Das benachbarte Malaysia trägt weitere 24 Prozent zu den weltweiten Ölpalmenerträgen bei und hat ebenfalls signifikante Anteile bei der Kautschukproduktion und beim Anbau von Kokospalmen. Zusammen beherrschen beide Länder jeweils den Weltmarkt (Produktionsanteile von 84 Prozent bei Ölpalmen, 55 Prozent bei Kautschuk). Brasilien und Argentinien produzieren gemeinsam fast die Hälfte des Sojas. China und Indien bestimmen zusammen die Weltproduktion bei Erdnüssen (53 Prozent) und Baumwolle (57 Prozent).

Produktion von Agrarrohstoffen in den Industrienationen

Dass die Landwirtschaft in hochindustrialisierten Staaten wie den USA, Kanada, Japan, Australien und in vielen europäischen Ländern nur einen relativ geringen Anteil am Arbeitsmarkt hat, bedeutet nicht, dass sie eine untergeordnete Bedeutung hätte. Sie profitiert dort von einer Vielzahl technisch-wissenschaftlicher Innovationen, durch die der Anbau in den letzten Jahrzehnten zu weiten Teilen automatisiert und zugleich gesteigert wurde. So sind beispielsweise die USA trotz des geringen Anteils von Beschäftigten in der Landwirtschaft der mit Brasilien und Argentinien größte Produzent von Sojabohnen. Anders als beispielsweise China, dem viertgrößten Erzeugerland, produzieren sie aber nicht nur für den eigenen Markt, sondern exportieren ebenso einen erheblichen Anteil der Sojabohnen ins Ausland, wo es in Form von Sojaschrot hauptsächlich als Tierfutter Verwendung findet. Beim Olivenöl bestimmen die Mittelmeerländer der EU den Weltmarkt, die Ukraine und Russland dominieren zusammen die Ölproduktion aus Sonnenblumen.

Von der Liberalisierung der internationalen Märkte haben vor allem die reichen Nationen profitiert, während die Entwicklungsländer viele Nachteile tragen. Durch Agrarsubventionen können beispielsweise subventionierte US-amerikanische Baumwollproduzenten ihre Erzeugnisse auf dem Weltmarkt zu Preisen anbieten, mit denen ihre kleinbäuerlichen Mitbewerber aus anderen Ländern nicht konkurrieren können.

Für wirtschaftsschwache Länder hat die Internationalisierung der Agrarmärkte noch mindestens zwei weitere Nachteile. Der eine besteht darin, dass durch Konzentration auf den Export eine Monostruktur entsteht, die diese Länder noch stärker vom Weltmarkt abhängig macht. Die zweite große Gefahr liegt darin, dass weltweit einmalige Naturressourcen wie die Regenwälder ohne Rücksicht auf die ökologischen Folgen einer temporären Nachfrage geopfert werden (s. 277.3).

Schlagworte



Diercke

Link
Rohstoffförderung als Entwicklungschance? - Fallbeispiel: Lithiumabbau in Simbabwe

Zur editierbaren Klausur "Rohstoffförderung als Entwicklungschance? - Fallbeispiel: Lithiumabbau in Simbabwe"

PDF-Datei
Erde - Agrarrohstoffe und Beschäftigte in der Landwirtschaft
Den didaktischen Kommentar zur Karte "Erde - Agrarrohstoffe und Beschäftigte in der Landwirtschaft" herunterladen.