Überblick
Der Name „Biosphärenreservat“ setzt sich aus drei Bestandteilen zusammen, nämlich „Bios“ (Leben), „Sphäre“ (Raum) und „reservare“ (bewahren). Biosphärenreservate werden auf Antrag des jeweiligen Staates von der UNESCO anerkannt. Angestrebt wird ein weltumspannendes Netzwerk, das die verschiedenen Ökosysteme und Naturräume der Erde repräsentiert. 2023 existieren 748 Biosphärenreservate in 134 Ländern. Das Entlebuch wurde im September 2001 von der UNESCO nach neuen Kriterien als erstes Biosphärenreservat der Schweiz anerkannt.Biosphärenreservat Entlebuch
Die UNESCO-Biosphäre Entlebuch (UBE) repräsentiert eine voralpine Moor- und Karstlandschaft und bedeckt mit 394 km² knapp 1 % der Schweizer Landesfläche. Im Jahr 2000 stimmte die Entlebucher Bevölkerung – erstmals in der Geschichte der Biosphärenreservate – an einer Gemeindeversammlung über die Einrichtung eines Biosphärenreservats ab. Mit einem unerwartet hohen Ja-Stimmenanteil von 94 % stand die Bevölkerung klar hinter dem Projekt. Gemeinsam mit der Bevölkerung soll in der UBE eine nachhaltige Entwicklung nicht nur auf dem Reissbrett entworfen, sondern auch umgesetzt werden. Das Entlebuch soll eine Vorbildfunktion für nachhaltiges Leben und Arbeiten übernehmen.Zonierung des Biosphärenreservats
Die Gemeinde Flühli-Sörenberg ist eine von sieben Gemeinden der UBE. Biosphärenreservate sind grossflächige, repräsentative Ausschnitte von Natur- und Kulturlandschaften. Sie sollen Modellregionen für eine nachhaltige Entwicklung sein, in der Schutz und Nutzung gleichberechtigt nebeneinanderstehen. So wird jedes Biosphärenreservat – abgestuft nach dem Einfluss der menschlichen Tätigkeit – in folgende Zonen gegliedert:
Kernzone: Diese dient der freien Dynamik und Entwicklung der natürlichen und naturnahen Ökosysteme. Im Gebiet Sörenberg gehören die Moorbiotope (Hoch- und Flachmoore), das Naturschutzgebiet Schrattenfluh und das Jagdbanngebiet Brienzer Rothorn-Tannhorn zu dieser Zone. Sie umfasst 8 % der Fläche der UBE.
Umgebungszone: Umgibt die Kernzone und dient der Erhaltung und Förderung der traditionellen Kulturlandschaft. In der UBE sind 42 % der Fläche Umgebungszone; im Gebiet Sörenberg vornehmlich Moorlandschaft.
Übergangszone: Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum der Menschen und umfasst mit 50 % die grösste Zone. Anders als im Schweizerischen Nationalpark werden in Biosphärenreservate auch Siedlungsgebiete miteinbezogen.
Nachhaltige Tourismusentwicklung und Massnahmen
Als Rahmen zur Analyse einer nachhaltigen Tourismusentwicklung kann die touristische Leistungskette dienen. Sie umfasst im Wesentlichen die Bausteine Information/Buchung, Anreise, Unterkunft, Verpflegung, Aktivitäten, Mobilität in der Region, Abreise sowie ihre Auswirkungen auf die Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung.
Information/Buchung: Die Gäste werden in lokalen und regionalen Tourismusbüros sowie im Biosphärenzentrum informiert.
An- und Abreise: Nachhaltige Verkehrspolitik zielt in erster Priorität auf Verkehrsvermeidung ab. Dies wird durch eine Verlängerung der Aufenthaltsdauer der Gäste angestrebt. In zweiter Priorität soll der motorisierte Individualverkehr auf den öffentlichen Verkehr – z. B. durch Package-Angebote wie RailAway-Angebote (Kombination Erlebnisangebot mit ÖV-An- und Abreise) – umgelagert werden. In dritter Priorität wird die verträgliche Gestaltung des verbleibenden Verkehrs z. B. mittels Massnahmen im Bereich der Telematik (z. B. Parkleitsystem in Sörenberg) angestrebt.
Verpflegung und Unterkunft: In der UBE werden die Produktion und der Vertrieb von Regionalprodukten gefördert. Zudem werden Produkte, Dienstleistungen und touristische Angebote mit der Herkunftsmarke „Echt Entlebuch“ ausgezeichnet. Im Zusammenhang mit dem Tourismus sind die Gastropartner von Bedeutung. Sie müssen zwei zentrale Voraussetzungen erfüllen: Einerseits müssen sie zertifizierte „Echt Entlebuch“-Produkte oder Produkte aus anderen UNESCO-Biosphärenreservaten verwenden und auch so deklarieren. Andererseits müssen gesamtbetriebliche Voraussetzungen erfüllt werden, dazu gehört u. a., dass der Betrieb ein regionstypisches Angebot führt, dass Mitarbeitende Auskünfte über die Region, zu regionalen Veranstaltungen und zur UBE geben können und dass Informationsmaterial ausgelegt wird.
Aktivitäten: Wichtigste Strategie eines Grossschutzgebiets ist die sanfte Inwertsetzung der Landschaft. Dies wird unter anderem mit Bildungsangeboten wie Exkursionen, Referaten und Lehrpfaden sowie mit einer Biosphärenschule versucht zu erreichen. In der Biosphärenschule wird Kindern und Jugendlichen die Thematik der nachhaltigen Regionalentwicklung im Feld nähergebracht. Die Schülerinnen und Schüler nehmen während den Projektwochen an Exkursionen teil (Silwängen: Höhlen und Karst auf der Schrattenfluh; Salwideli: Smaragdsuche im Moor) oder beteiligen sich im Rahmen des Schwerpunktes „Schule auf dem Bauernhof“ an speziellen Veranstaltungen (Salwideli: Vom Gras zur Milch; Alp Schlacht: Selber Käse herstellen). Sie wohnen auf Bergbauernhöfen, womit für die Landwirte im Bereich Agrotourismus ein Zusatzeinkommen generiert werden kann.
Freizeitaktivitäten und Mobilität:
Für Touristen und Gäste gibt es eine Vielzahl an Freizeitaktivitäten je nach Interesse, z. B. die Sommerrodelbahn in Sörenberg oder den Lehrpfad „Mooraculum“, der durch eine Moorfläche führt und lehrreiche Informationen über die Moorlandschaft bietet.
Zur bequemen Benutzung von Bergbahnen, Postauto und Zug sowie verschiedener touristischer Infrastrukturen wie beispielsweise der Rodelbahn oder des Hallenbades wurde die Entlebucher Aktiv-Karte lanciert.
Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung
Umwelt- und Landschaftsqualität sowie die Artenvielfalt sind wichtige Bestandteile unserer natürlichen Umgebung und sollen durch gezielte Massnahmen wie eine sorgfältige Besucherlenkung und die Einrichtung eines professionellen Rangerwesens geschützt und verbessert werden. Im Bereich der Wirtschaft ist es von grosser Bedeutung, den Tourismus in der Region zu stärken. Dabei wird unterschieden zwischen dem Aufenthaltstourismus, also den Besuchern, die mehrere Tage oder Wochen bleiben, und dem Tagestourismus, bei dem Menschen nur für einen Tag zu Besuch kommen. Ziel ist es, den Aufenthaltstourismus besonders zu fördern und den Tagestourismus zu stabilisieren, um so die regionale Wertschöpfung zu steigern und Arbeitsplätze zu sichern. Ein weiteres Hauptziel ist die Verbesserung der Lebensqualität der lokalen Bevölkerung. Das betrifft besonders die Menschen, die im Tourismussektor arbeiten. Sie sollen durch bessere Arbeitsbedingungen und ein angenehmes Lebensumfeld profitieren.
Die Zufriedenheit und Erholung der Gäste sind ebenfalls wichtige Ziele, aber eher von sekundärer Bedeutung und zeitlich begrenzt. Im Zentrum stehen hier Angebote, die den Gästen helfen, sich zu entspannen und ihre Freizeit angenehm zu verbringen. So soll ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Naturschutz, wirtschaftlicher Entwicklung und der Lebensqualität der Menschen vor Ort geschaffen werden.