London - Innenstadt

London und Paris - Global Cities
978-3-14-100919-4 | Seite 103 | Abb. 3| Massstab 1 : 50000

Überblick

Die Innenstadtkarte zeigt die funktionale Gliederung von „Central London“ und die westlichen Teile der Docklands an der Themse.

Die Innenstadt von London

Die römische Siedlung, die den historischen Kern der Metropole bildete, war annähernd flächenidentisch mit der „City of London“, die trotz ihrer überschaubaren Grösse (2,9 km2) zu den wichtigsten Wirtschafts- und Finanzzentren der globalisierten Moderne zählt.
Zwischen der City und dem politischen Zentrum Grossbritanniens, der „City of Westminster“, befinden sich Wohn- und Büroviertel mit Funktionsdurchmischung, durchzogen von Geschäftsstrassen. Die Quartiere dieses Bogens am Nordufer der Themse zählen zusammen mit dessen Südufer heute zu den bedeutendsten Zielen der Touristen. Neben den königlichen Palästen im Stadtteil St. James’ befinden sich hier auch zahlreichen Ministerien, das Parlamentsgebäude (Westminster) und, wie vor allem in Mayfair und Marylebone, diverse diplomatische Vertretungen. Überdies gibt es im nahen Soho eine grosse Anzahl von Theatern und in Marylebone viele Hotels und Restaurants. Ein nicht unbedeutender Teil der Fläche von Central London wird von Parks eingenommen, die häufig historische Repräsentationsbauten beherbergen und heute fast immer öffentliche Grünanlagen sind.
Während sich in der Nähe der innerstädtischen Grünflächen und flussaufwärts am Nordufer der Themse die traditionellen Wohnquartiere der Oberschicht befinden (z. B. Pimlico und das sich anschliessende Chelsea), dominierten in den Gebieten südlich der Themse und im Osten der Stadt früher die Arbeiterviertel, die es heute in der klassischen aber Form kaum noch gibt. Angesichts der exorbitanten Immobilienpreise in der britischen Hauptstadt sind immer mehr der einstmals ärmeren Bezirke von Gentrifizierung betroffen, was dazu führt, dass einkommensschwache Haushalte nach und nach verdrängt werden.
Über Jahrzehnte war London extrem durch den Pkw-Verkehr belastet. 2003 wurde mit der „Congestion Charge Zone“ eine Citymaut-Zone eingerichtet. Das Durchfahren des Gebietes ist heute nur noch gegen eine Tagesgebühr von 15 Pfund (ca. 17 Euro) erlaubt. Der Autoverkehr hat dadurch stark abgenommen – zugunsten des öffentlichen Nahverkehrs, mehr Fahrradspuren (u. a. protected bike lanes) und mehr Raum für Fussgänger.

Strukturwandel im Hafenviertel

Nirgendwo in London war der Funktionswandel in den letzten Jahrzehnten so einschneidend wie in den Docklands, dem östlich des Towers gelegenen Hafenvierteln entlang der Themse und auf der Isle of Dogs. Die überalterten Hafenanlagen wurden angesichts der zunehmenden Konkurrenz neuer Hafenstandorte zwischen 1967 und 1981 stillgelegt. Zehntausende Arbeiter, die in den Docks und Hafenunternehmen beschäftigt gewesen waren, verloren ihre Jobs, die Docklands entwickelten sich zum innerstädtischen Problemgebiet.
Ab 1981 wurde die Infrastruktur modernisiert, partiell auch neu aufgebaut. Teile der Isle of Dogs wurden zur „Enterprise Zone“ erklärt, in der ansiedlungswillige Unternehmen – vor allem aus den Bereichen Leichtindustrie, Grosshandel und private Dienstleistungen – besondere Planungs- und Steuerpräferenzen erhielten. Im gesamten Gebiet der Docklands entstanden neue Wohngebiete in grosser architektonischer Vielfalt, in direkter Ufernähe meist solche der gehobenen Preisklasse. Alte Lagerhäuser wurden durch Umwandlung in Büros oder Luxusappartements neuen Nutzungen zugeführt, an verschiedenen Standorten öffneten wasserbezogene Freizeiteinrichtungen ihre Tore. Zum architektonischen Flaggschiff der Revitalisierung entwickelte sich der Hochhauskomplex Canary Wharf an der Westseite der Isle of Dogs, der die Skyline Londons veränderte. Verkehrlich erschlossen wurden die Docklands durch die als Hochbahn verlaufende Docklands Light Railway, später durch die verlängerte Jubilee U-Bahnlinie und seit 2022 durch die London in Ost-Westrichtung querende Crossrail. Diente die Isle of Dogs zunächst als Erweiterungsgebiet von Citynutzungen, so hat sie sich mittlerweile durch die Konzentration hochrangiger Finanzdienste zu einem Konkurrenzstandort der City of London entwickelt.
Mit der Aufgabe der gewerblichen Wasser- und Uferbereiche in den Docklands wurden an der Themse auch oberhalb des Tower alte Gewerbestandorte für Büro-, Handels- oder Wohnnutzungen frei. Zeitgleich hat sich südlich der Themse seit den 1970er-Jahren mit der Tate Gallery an der Vauxhall Bridge, dem London Eye vor der Old County Hall, der Royal Festival Hall, dem National Theatre, dem Globe Theatre sowie der Tate Modern ein imageträchtiges Ensemble von Kultureinrichtungen etabliert, das seit der Jahrtausendwende immer weiter in sein Umfeld ausstrahlt und zahlreiche Büro- und Apartmenthochhäuser besonders in Southwark, Lambeth und Kennington entstehen liess.

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