Gacko Polje (Kroatien) - Karstlandschaft

Südeuropa - Mediterrane Kulturlandschaften
978-3-14-100919-4 | Seite 113 | Abb. 3| Massstab 1 : 150000

Überblick

Die Karte zeigt das nach seinem Hauptfluss, der Gacka, benannte Gacko Polje, das zwischen dem Velebitgebirge und dem Gebirge Mala Kapela in der nördlichen Lika in Zentralkroatien liegt. Hinsichtlich seiner naturräumlichen Grundstrukturen, seiner Besiedlung und landwirtschaftlichen Nutzung ist es eine sehr typische Polje; hinsichtlich der hydroenergetischen Nutzung ist es hingegen ein Beispiel für moderne Entwicklungen.

Geographische Merkmale

Das 26 Kilometer lange und 16 Kilometer breite Polje liegt in einer Höhe zwischen 425 und 460 Metern. Mit einem Poljeboden von etwa 80 km² Fläche gehört es zu den grösseren Poljen des dinarischen Karstes. Die grosse zentrale Ebene ist mit Sanden und Tonen bedeckt. Aus dem Poljeboden ragt inselhaft die Erhebung Podum auf. Am östlichen und besonders südöstlichen Poljerand liegen einige — in diesem Fall ständig fliessende — Quellen, die die Gacka speisen. Im Herbst und Frühling ist der Wasserabfluss stark, im Sommer gering. Noch vor wenigen Jahren waren grosse Teile des Polje vom Herbst bis zum Frühling überschwemmt. Gegenwärtig ist nur der tiefste Teil des Polje das ganze Jahr über feucht und wird daher als Wiese oder Weide genutzt.
Der Poljeboden ist von steilen Flanken aus Kreide- und Jurakalken sowie Dolomiten umgeben. Schwärme von Dolinen bedecken die von Eichenwäldern bewachsenen Kalke und Dolomite am Rande des Polje, aber auch Teile des Poljebodens. Dieser wird mit Ausnahme des kleinen, auch im Sommer feuchten Teils im Süden für den Weizen-, Hafer-, Roggen-, Mais- und Kartoffelanbau genutzt. Die zugehörigen Dörfer liegen zwischen dem Poljeboden und den steilen Flanken der Poljeränder. Ihre Lage und die typische Form der Reihensiedlung sind ein Erbe jener Zeit, in der der Poljeboden noch regelmässig saisonal überschwemmt wurde. Die Dörfer gehören zur Kleinstadt Otočac mit knapp 8 200 Personen (2021).

Trockenlegung des Polje

Seit 1965 ist die Gacka reguliert und das Polje weitgehend trockengelegt. Das Wasser der Gacka wird heute im Gusic-See gestaut und gesammelt. Dieser knapp ausserhalb der Karte liegende See befindet sich auf dem Gebiet eines ehemaligen kleinen Polje. Durch einen Stollen wird auch das Wasser des Lika-Flusses in den Gusic-See abgeführt. Dieser Karstfluss kommt aus einem weiter südlich gelegenen, ebenfalls meliorierten, also teilweise trockengelegten Polje. Das Wasser beider Flüsse wird durch einen Stollen über einen Höhenunterschied von 437 Metern an die Adriaküste hinunter geleitet und betreibt dort das südlich der Stadt Senj gelegene Wasserkraftwerk. Mit dem Bau dieser Anlage wurde das Gacko Polje melioriert und die umliegenden Dörfer erstmalig an verlässliche Wasserleitungen angeschlossen. Das Senj-Hydrosystem wird weiter ausgebaut. Ausser der Energiegewinnung soll die Vergrösserung der Anlagen der besseren Nutzbarmachung weiterer Karstpoljen durch Hydromeliorierung dienen. Dadurch wird auch die Infrastruktur der abgelegenen Karstregion verbessert.

Entwicklung einer Karstlandschaft

Die Blockbilder am rechten Kartenrand zeigen die Entwicklungsstadien einer Karstlandschaft mit ihren typischen geomorphologischen Erscheinungsformen.

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