Überblick
Bangladesch ist Teil des indischen Subkontinents. Mit einer Fläche von 147 600 Quadratkilometern ist das Land etwa dreieinhalbmal so gross wie die Schweiz. Es wird fast völlig von Indien umschlossen; im Südosten grenzt es an Myanmar (Birma). Das Staatsgebiet besteht zum grossen Teil aus von Hochwasser gefährdeten Gebieten im Mündungsgebiet von Ganges und Brahmaputra. Diese haben ein weitverzweigtes Delta aufgeschüttet, eine amphibische Landschaft, die nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegt. Durch Verlagerungen der Mündungsarme ändert sie ständig ihr Aussehen. In der Hochwasserzone der schlickreichen Seichtwasserküste wächst ein „Gezeitenwald“ aus Mangroven in das Meer hinein, der der einheimischen Bevölkerung Brennmaterial liefert.
Starke Niederschläge in der Monsunzeit und das Hochwasser der Flüsse während der Schneeschmelze im Himalaya verursachen Jahr für Jahr Überflutungen der Siedlungen und der landwirtschaftlich genutzten Gebiete. Wenn zusätzlich tropische Wirbelstürme vom Golf von Bengalen aus auf die Küste treffen, kommt es häufig zu verheerenden Überschwemmungskatastrophen mit meterhohen Flutwellen an der Küste. Auch Agglomerationen wie Kolkata (in Indien) mit einer Bevölkerung von 15,1 Mio., Dhaka mit 21,7 Mio. und Chittagong mit 5,1 Mio. sind von diesen Flutkatastrophen betroffen (Stand: jeweils 2021).
Klima
Die Klimagunst der Randtropen lässt in Bangladesch eine üppige immergrüne Vegetation gedeihen. Charakteristisch für die Region ist ein Monsunklima mit hohen Niederschlägen während der Monate Mai bis September und gleichmässig hohen Temperaturen zwischen 24 und 26 °C im Jahresmittel. Die niederschlagsreichsten Gebiete befinden sich um Sylhet, in den Chittagong Hills und an den Hängen des Khasigebirges; dort liegt auch Cherrapunji, mit mehr als 11 000 mm Niederschlag im Jahresmittel der regenreichste Ort der Erde. Ursächlich für die starken Niederschläge in allen genannten Gebirgen ist die Stauwirkung der Höhenzüge. Die Zeit von Dezember bis Februar ist die Trockenperiode, in der zum Teil Bewässerungsfeldbau betrieben wird.Die Hochwasser und ihre anthropogenen Ursachen
Bereits die jährlichen Hochwasser mit Höchststand im August, in der Phase des Sommermonsuns, überschwemmen fast die Hälfte des Landes. Sie können zur Katastrophe werden, wenn bei maximalen Abflussmengen ungewöhnlich starke Hochwasserwellen auftreten. Die Abflussmenge des Brahmaputra beträgt im August bereits durchschnittlich etwa 44 000 Kubikmeter pro Sekunde, also das 25-fache derjenigen Wassermenge, die im Rhein bei Köln gemessen wird. Das Küsten- und Deltagebiet im Süden wird dagegen eher von Sturmfluten des Meeres gefährdet, die durch tropische Wirbelstürme hervorgerufen werden. Der Rückstau des ins Delta drängenden Wassers bewirkt dann erhebliche Überflutungen bis ins Landesinnere.
Die Überschwemmungen werden verstärkt durch den Holzeinschlag im Mangrovenwald und im Khasigebirge. Die Ausweitung der landwirtschaftlichen Anbauflächen durch Brandrodung hat an ganzen Bergflanken zu Kahlschlägen geführt. Die Regenmassen der Sommermonate spülen dort den Boden ab. Früher versickerten sie allmählich im Waldboden, und das schützende Blätterdach verminderte den Aufprall. Der Boden speicherte die Feuchtigkeit und gab sie in trockeneren Monaten ab. Heute lagert sich der abgespülte Boden als Sediment in den Flussarmen des Deltas ab. Die Schlammfracht erhöht die Flusssohle und die Ufer. Bei den grossen Abflussmengen nützen Dämme daher nur wenig; gewaltige Überschwemmungen sind die Folge.