Peking - Verstädterung

China - Raumentwicklung
978-3-14-100919-4 | Seite 169 | Abb. 3| Massstab 1 : 1000000

Überblick

Peking (Beijing), die Hauptstadt der Volksrepublik China, ist mit 21,9 Mio. Menschen (Verwaltungsgebiet, Stand: 2020) eine der bevölkerungsreichsten Städte der Erde. Die Stadtfläche entspricht mit 16 800 Quadratkilometern etwa dem deutschen Bundesland Sachsen. Auf der Karte, die das Flächenwachstum und die Landnutzung im Umland zeigt, ist nur ein Teil des Hauptstadtdistrikts dargestellt. Die Kernstadt umfasst lediglich 1 368 km2 (siehe Grenzlinie) und ist damit fast so gross wie der Kanton Aaargau.

Entwicklung

Die Stadt blickt auf eine mehr als 3 000 Jahre lange Geschichte zurück. Sie ist politisch-kulturelles Zentrum und eine der wichtigsten Wirtschaftsregionen Chinas; Peking ist eine Global City. Wegen seiner besonderen Bedeutung ist Peking keiner Provinz zugeordnet, sondern bildet einen eigenen Hauptstadtdistrikt, der überwiegend (rund 90 %) ländlich geprägt ist. Die Kernstadt ist in sechs Stadtbezirke untergliedert, zwei innerhalb der ehemaligen Stadtmauer und vier ausserhalb.
Das Stadtbild hat sich über Jahrhunderte entwickelt. Als „nördliche Hauptstadt“ des chinesischen Kaiserreichs hatte Peking eine besondere Bedeutung. Geographisch befindet sie sich in einer nach Süden offenen, nach Norden vom Gebirge abgeschirmten grossen Tieflandsbucht. Im Aufriss gleicht die Stadt einer Art Schüssel: Das Stadtzentrum um den Kaiserpalast ist trotz des Verschwindens der traditionellen ein- bis dreigeschossigen Bebauung (Hutongs) noch von einer relativ niedrigen Bebauung geprägt, jedenfalls im Vergleich zu den Vierteln an den Ringstrassen mit ihren neuen Hochhauskomplexen.
Peking dehnt sich zum einen konzentrisch um das gegenwärtige Stadtgebiet aus, zum anderen aber auch linear entlang der Hauptverkehrsachsen und inselhaft innerhalb einer Suburbanisierungszone, die durch die fünfte und sechste Ringstrasse markiert wird (die beiden äusseren Ringstrassen im Kartenbild).

Struktur

Gut erkennbar ist das alte Stadtzentrum innerhalb der ehemaligen Stadtmauer. Es entspricht etwa der bebauten Fläche 1913 und bestand ehedem aus vier Teilen: der sogenannten Verbotenen Stadt (heute Palastmuseum), der Kaiserlichen Stadt, der (nördlichen) Inneren Stadt und der (südlichen) Äusseren Stadt. Der traditionell schachbrettartige Grundriss des alten Stadtzentrums löst sich nach aussen hin immer mehr auf.
Das Stadtzentrum ist von einem System aus Ringstrassen umgeben. Dem Verlauf der ehemaligen Stadtmauer folgt die „zweite Ringstrasse“, eine fahrradfreie Schnellstrasse, die heute die innerste Ringstrasse bildet. (Die „erste Ringstrasse“ gibt es nicht mehr.) Zwischen der vierten und fünften Ringstrasse, dem zentrumsnächsten Autobahnring, liegt im Norden der Olympiapark. Die fünfte Ringstrasse ist etwa 100 Kilometer lang. Die sechste Ringstrasse, ebenfalls eine Autobahn (2010 fertig gestellt) und im Kartenbild teilweise angeschnitten, ist die äusserste Ringstrasse des Stadtgebiets. Eine siebte Ringstrasse (Autobahn G95) ausserhalb des Kartenausschnitts um die gesamte Hauptstadtregion ist bis 2016 entstanden.
Die Stadtplanung der Gegenwart knüpft bei prestigeträchtigen Projekten an die traditionelle Symbolik der Stadtanlage an. So wurden nördlich des Nordtors der Verbotenen Stadt die Sportstätten für die Olympischen Spiele 2008 auf der gleichen zentralen Achse errichtet, auf der auch der Kaiserthron, das Mittagstor des Kaiserpalastes, das Mao-Mausoleum und das Südtor liegen.
Seit 2008 ist Peking Zentrum des chinesischen Hochgeschwindigkeitsnetzes der Bahn. Den Beijing Capital International Airport im Nordosten, der weltweit zweitgrösste, ergänzt ein weiterer Grossflughafen: Beijing Daxing im Süden. Er wurde 2019 eröffnet und ist für 75 Millionen Fluggäste pro Jahr ausgelegt. Er ist direkt per Intercity mit dem Pekinger Westbahnhof im Stadtbezirk Fengtai verbunden; eine weitere IC-Verbindung entstand mit der Hafenstadt Tianjin. Überhaupt wachsen die beiden Megastädte Peking und Tianjin mehr und mehr zusammen, selbst wenn sie noch durch etwas (sich zunehmend verstädterten) ländlichen Raum getrennt sind.

Landwirtschaft

Ausserhalb der überbauten städtischen Fläche liegt ein Ring mit Gartenbau und intensivem Marktgemüseanbau. Die rasche Ausdehnung der bebauten Flächen insbesondere seit den 1990er-Jahren führte aber zu Zersiedlungstendenzen und Nutzungskonflikten. Die Dörfer werden zunehmend überformt und der Kernstadt eingegliedert.
Dass die Landwirtschaft im Agglomerationsraum Peking eine so hohe Bedeutung hat, ist historisch begründet. Ende der 1950er-Jahre waren die Versorgung der Stadtbevölkerung mit Gemüse und die Einbindung von Arbeitskräften entscheidende Gründe für die Erweiterung des städtischen Verwaltungsgebiets. Selbstversorgung mit Gemüse und zum Teil auch mit tierischen Produkten galt als wichtiges Ziel. Aus den vier Vorstadtbezirken Haidian, Chaoyang, Shijingshan und Fengtai stammten zeitweise bis zu 90 Prozent der lokalen Gemüseversorgung. Die Landwirtschaft ist dort jedoch inzwischen verdrängt.
Laut Statistik zählt in den ländlichen Gebieten der Verwaltungseinheit Peking immer noch ein sehr grosser Anteil der Einwohner zur Agrarbevölkerung, tatsächlich sind diese aber oft von Nebengewerben und Tätigkeiten ausserhalb der Landwirtschaft abhängig. Dies zeigt den sozioökonomischen Wandel Chinas in den letzten Jahrzehnten.

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