Gran Chaco (Argentinien) - Viehwirtschaft

Südamerika - Ressourcen
978-3-14-100919-4 | Seite 221 | Abb. 5| Massstab 1 : 150000

Überblick

Im argentinischen Gran Chaco, in dem ursprünglich subtropische Trockenwälder domminierten, beherrschen heute grosse Estancias das Landschaftsbild. Neben der extensiven Viehwirtschaft mit der Zucht und der Mast von Rindern wird im Chaco-Hochwald teilweise noch der Gerbstoff Tannin aus Quebracho-Bäumen gewonnen.

Lage und Klima

Der Gran Chaco ist eine 800 000 Quadratkilometer grosse, dünn besiedelte Ebene östlich der Anden (2,2-mal so gross wie Deutschland), die zu Argentinien, Bolivien und Paraguay gehört (s. 214.1). Das Klima ist subtropisch, die natürliche Vegetation wird von Trockenwäldern gebildet (s. 216.1). Charakteristisch für die tatsächliche Vegetation heute ist ein Wechsel von offenem Grasland, lichtem Buschwald und Hochwald, Letzterer vor allem in den hinsichtlich der Bodenqualität bevorzugten Bereichen an den kleinen Flüssen, die zum Paraná hin entwässern.
Die Karte zeigt einen Ausschnitt aus dem argentinischen Teil des Gran Chaco. Das Gebiet erhält mit etwa 1 000 Millimetern pro Jahr relativ hohe Niederschläge, die vor allem als Sommerregen fallen. Die Trockenzeit im Winter dauert etwa vier Monate. Im Sommer werden relativ hohe Temperaturen mit einem Januarmittel von 27,5 °C erreicht, die Winter sind mit einem Julimittel von 15,0 °C ausgesprochen mild.

Betriebsstrukturen und Ertrag

Betriebe von der Grösse der Estancia San Carlos sind in dieser Region Argentiniens häufig. Die Betriebsfläche beträgt 12 000 Hektar, Eigentümer ist die Indunor S. A., eine Aktiengesellschaft mit Sitz in Buenos Aires, der auch die benachbarte Tanninfabrik in La Escondida gehört.
Das gesamte Gelände in der Umgebung der Estancia San Carlos wird ebenfalls durch Estancias genutzt, nur wenige dieser Betriebe sind wesentlich grösser als San Carlos. Die räumliche Organisation des Betriebes ist im Kartenbild gut zu erkennen, etwa die Aufteilung des Geländes durch Zäune in einzelne Koppeln (Potreros) und die Wohnstätten der Viehaufseher (Puestos), die sich über die gesamte Fläche der Estancia verteilen.
Das Wirtschaftszentrum (Casco) besteht aus dem Verwaltungsgebäude, den Garagen für Fahrzeuge und Geräte, den Futtersilos sowie aus Einrichtungen für Pflegearbeiten am Vieh, etwa Desinfektionsbäder oder Impfungen. Auf dem Casco-Gelände wohnt ständig ein Verwalter als Betriebsleitung. Die Oberaufsicht bei allen Entscheidungen der Betriebsführung obliegt jedoch einem Unternehmen für Estancia-Management in Buenos Aires. Diese Strukturen der Organisation und Betriebsführung sind für die meisten argentinischen Estancias, gerade in der Pampa und im Gran Chaco, üblich.
Betriebsziel ist die Produktion von Fleischvieh, früher auch von Quebracho-Hartholz zur Tanningewinnung. Ein Teil der benötigten Jungtiere kommt aus der eigenen Aufzucht, die anderen stammen von spezialisierten Zuchtbetrieben. Teile der Betriebsfläche sind Kunstweiden oder werden für den Anbau von Futterhirse genutzt, der überwiegende Teil wird jedoch von naturnahem Grasland und Wald bedeckt.
Auf der Estancia San Carlos leben und arbeiten neben dem Verwaltungspersonal und Viehaufsehern noch einige wenige weitere Familien von Arbeitskräften. Eine Schule und ein Krankenhaus befinden sich im nahe gelegenen Ort La Escondida.
Zum Maschinenbesatz der Estancia gehören Traktoren mit Geräten für die Feldbestellung und den Wegebau, Lkws für den Transport der Rinder und Kleinlastwagen. Die Bestellung der Felder erfolgt überwiegend durch externe Lohnunternehmen.

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