Schweiz - Keltische Besiedlung im 5.-1. Jh. v. Chr.

Schweiz - Siedlungsgeschichte
978-3-14-100919-4 | Seite 30 | Abb. 1| Massstab 1 : 2000000

Überblick

Die Karte zeigt die keltischen und rätischen Siedlungsräume im Gebiet der heutigen Schweiz. Die Abgrenzungen und die Lokalisierung der einzelnen Stämme sind dabei nur als Annäherungen zu betrachten; weder die historischen Überlieferungen noch die archäologischen Funde lassen exakte Gebietseinteilungen zu.

Was bisher geschah

Das Erscheinen von ersten Gegenständen aus Eisen zu Beginn des 1. Jahrtausends v.Chr. markiert in der Schweiz den Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit. Letztere wird generell in zwei Abschnitte unterteilt, in einen älteren (Hallstattzeit, ca. 800 – 480 v.Chr.) und einen jüngeren (Latènezeit, ca. 480 – 30 v.Chr.). Die Namen beziehen sich auf zwei bedeutende Fundstellen, Hallstatt im österreichischen Salzkammergut und La Tène am Neuenburgersee. Die Eisenzeit ist geprägt durch die Kelten. Es handelte sich dabei nicht um ein einziges, klar definierbares Volk, sondern vielmehr um verschiedene Völker, die jedoch in Sprache, Geschichte und Kultur miteinander verwandt waren. Durch Berichte von griechischen Geografen und römischen Historikern sind die Namen dieser Völker und einige Aspekte ihrer Lebensweisen bekannt. Auf dem Gebiet der heutigen Schweiz lebten Helvetier, Tiguriner, Allobroger, Rauriker, Brigantier, Lepontier, Magesaven, Uberer, Seduner, Veragrer und Nantuaten. Von ihnen unterschieden sich die Volksstämme der Räter, die in verschiedenen Tälern Graubündens lebten; ihr Kerngebiet dürften jedoch Süd- und Nordtirol gewesen sein.

Keltische und rätische Siedlungen zur Eisenzeit

Mit dem Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit ist nicht nur ein Wechsel bei den verwendeten Werkstoffen und dem künstlerischen Schaffen festzustellen, sondern auch eine Änderung der Siedlungsformen. Ein Anstieg der Seespiegel um mehrere Meter – Ursache dürfte eine klimatische Veränderung mit einer Zunahme der Niederschläge gewesen sein – veranlasste die Menschen, ihre ursprünglichen Siedlungsplätze an den Seeufern zu verlassen und an höher gelegenen Stellen neue Siedlungen zu gründen. Die vielerorts auf Hügeln errichteten Siedlungen liessen sich zudem besser verteidigen als die früheren Bauten an den Seeufern und konnten, wo nötig, mit Befestigungsanlagen (Wällen oder Mauern) ausgebaut werden. Ab dem 2. Jh. v.Chr. war das Oppidum im gesamten keltischen Raum nördlich der Alpen verbreitet. Es handelte sich dabei um eine meist erhöht gelegene Siedlung, die von einer Befestigungsanlage umgeben war.
Weitere Merkmale waren ein Wege- und Strassennetz, die Gliederung in Quartiere mit unterschiedlicher Bauweise, öffentliche Räume, private Wohngebiete sowie unterschiedliche Bereiche für handwerkliche und wirtschaftliche Tätigkeiten. Julius Cäsar beschrieb in seinem Bericht über den Gallischen Krieg (58 – 50 v.Chr.), „De bello gallico“, die Oppida der Helvetier. Er erwähnte zwölf Standorte, von denen noch heute nicht alle sicher lokalisiert sind.
Nachgewiesen wurden vor allem Oppida, die zugleich Markt, Militärstützpunkt und politischer Stammesmittelpunkt waren. Die grössten archäologisch belegten Oppida in der Schweiz sind jene auf der Engehalbinsel bei Bern und an der schweizerisch-deutschen Grenze bei Altenburg-Rheinau. Beide hatten eine Fläche von über 60 Hektar. Als mittelgrosse Oppida mit einer Fläche zwischen 15 und 60 Hektar zeigten sich die Siedlungen auf den Höhen von Bois de Châtel, Mont Vully, Jensberg und Uetliberg. Die übrigen gesicherten oder vermuteten Oppida dürften weniger als 15 Hektar gross gewesen sein. Die spätkeltische befestigte Siedlung Vindonissa auf dem Windischer Sporn zwischen Aare und Reuss (siehe die archäologische Karte 31.3) war nur ca. 4 Hektar gross.

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