Schweiz - Niederschläge im Jahr

Schweiz - Klima
978-3-14-100919-4 | Seite 24 | Abb. 1| Massstab 1 : 2000000

Überblick

Als Klima wird der über einen längeren Zeitraum (meistens 30 Jahre) zusammengefasste mittlere Zustand der Atmosphäre an einem Ort (Mikroklima, Lokalklima) oder in einem bestimmten Gebiet (Regionalklima) verstanden. Die wichtigsten Klimaelemente sind die Temperatur als Ausdruck der Wärmeverhältnisse und der Niederschlag als Feuchtigkeitsindikator. Sie sind für zahlreiche Prozesse in der Natur verantwortlich und bestimmen unter anderem die Verteilung von Vegetationszonen oder die Höhenlage von Gletschern. Letztlich entscheiden die thermisch-hygrischen Zustände über die klimatische Gunst oder Ungunst eines Raumes, wobei es keine feste Definition dieses Begriffs gibt. Als Beispiel empfindet eine Besitzerin einer Schwimmanlage trocken-heisses Klima, ein Gemüsebauer dagegen feucht-warmes als günstig. Mit den beiden Parametern lassen sich zumindest verschiedene Klimaregionen charakterisieren. In der Klimakarte der Schweiz werden diese beiden Elemente vorgestellt.

Räumliche Verteilung der Jahresniederschläge

In der Niederschlagskarte 24.1 werden die durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmengen von 1991 bis 2020 dargestellt. Sie dienen zur hygrischen Erfassung des Klimas. Die räumliche Niederschlagsverteilung in der Schweiz ist grossräumig durch zwei Niederschlagsbänder entlang des nördlichen und südlichen Randes des Alpenbogens gekennzeichnet. Beide Bänder weisen hohe Niederschlagsmengen auf und können als Folge von Staulagen bei meridionaler Zirkulation (senkrecht zu den Breitengraden) angesehen werden. Sie werden, mit Ausnahme des Gotthard-Gebiets, durch inneralpine Trockentäler getrennt. Mittelgebirge (unter 1 500 m ü. M.) wie der Jura, die Vogesen und der Schwarzwald sind trotz ihrer tiefen Lage sehr niederschlagsreich.
Im Aosta-Tal und im Mittelwallis liegt der mittlere Jahresniederschlag unter 600 mm. Der Walliser Ort Stalden ging vor einigen Jahren mit einem Jahresniederschlag von nur 543 mm in die Klimarekorde-Liste der Schweiz ein. In den östlichen Trockentälern (Inntal, oberes Etschtal, Vinschgau) liegt er bei 600 mm. Luv- und Lee-Effekte spielen dabei eine bedeutende Rolle (Luv = windzugewandte Seite; Lee = windabgewandte Seite). In den Hochalpen registriert man die höchsten Niederschlagswerte, die 3 000 mm übertreffen können. Jedoch sind diese imposanten Berg- und Felsenlandschaften nicht flächendeckend mit Klimastationen ausgestattet, was eine präzise Erfassung der Niederschlagsmengen erschwert. Diese Tatsache führt dazu, dass der höchste offiziell verzeichnete durchschnittliche Jahresniederschlag auf dem 2 502 Meter hohen Säntis gemessen wurde und mit 2 840 mm sogar unterhalb der genannten 3 000 mm-Marke bleibt.
Generell sind die Jahresniederschlagsmengen auf der Alpensüdseite höher als auf der Nordseite.

Höhenabhängigkeit der Jahresniederschläge

Niederschlag lässt sich im Unterschied zur Temperatur (siehe unten) nur ungenau durch eine Beziehung zur Höhe über Meer beschreiben. Positive Gradienten bis 2 mm pro Höhenmeter ergeben sich am nördlichen Alpenrand und in den Mittelgebirgen. Inneralpin und auf der Alpensüdseite schwanken die Gradienten zwischen 0 und 0,6 mm/m. Oberhalb von 2 500 m ü. M. gleichen sich die Niederschlagsmengen an. Wie in Klimakarte 24.1 ersichtlich, sind die Jahresniederschlagsmengen auf der Alpensüdseite höher als auf der Nordseite. Dies ist auf die Niederschlagsgenese zurückzuführen. So fallen im Norden die meisten Niederschläge, während Fronten durchziehen, im Süden spielen konvektive Wetterereignisse die Hauptrolle. Dies wird vor allem an der Wetterstation Locarno im Tessin mit einem Jahresniederschlag von über 1800 mm deutlich. Allgemein ist die reliefabhängige Niederschlagsdifferenzierung auf advektive Wetterlagen zurückzuführen. Am Alpenhauptkamm nimmt der mittlere Jahresniederschlag trotz zunehmender Geländehöhe aufgrund der sinkenden Temperaturen ab. Der gesteigerte Feuchtigkeitstransport durch die höhenbedingte Zunahme der Windgeschwindigkeit reicht nicht mehr zum Ausgleich dieses Effekts aus.

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