Überblick
Ascona, die tiefstgelegene Gemeinde der Schweiz (198 m ü. M.) im italienischsprachigen Kanton Tessin, liegt in den Tessiner Alpen auf dem Maggia-Schwemmkegel am Lago Maggiore (dt. Langensee). Die Bevölkerungszahl des ursprünglichen Fischerdorfes und Marktfleckens wuchs von 950 im Jahre 1900 auf rund 5 400 im Jahre 2023; etwa zwei Drittel der Einwohner sprechen italienisch, ein Viertel deutsch. Die Gemeindefläche beträgt nur knapp 5 km2, so dass sich eine hohe Bevölkerungsdichte von gut 1 000 Personen pro km2 ergibt. Dank der im Jahre 1991 eröffneten, 1,1 km langen Tunnelumfahrung konnten Teilabschnitte der ehemaligen Durchgangsstrasse, mehrere Gassen im pittoresken Ortskern und die Seepromenade in eine geschlossene Fussgängerzone umgewidmet werden. Die nach 1900 erfolgte Erweiterung des Siedlungsgebietes ist gekennzeichnet durch ein fast rechtwinkliges, auf der Schüttungsebene angelegtes Strassennetz. Das Villenviertel liegt am sonnenexponierten Hang des Monte Verità. Die typischen Infrastrukturen eines Sommertourismusortes wie Badestrand, Golfplatz, Jacht- und Bootshafen, Tennisplätze und bewaldete Bereiche für Spaziergänge liegen im Osten, Norden und Westen der Siedlung. Im Süden stösst Ascona mit seiner Uferpromenade und der Anlegestelle für Kursschiffe an den grösstenteils zu Italien gehörenden Alpenrandsee Lago Maggiore (Fläche: 212 km2).Entwicklung und Strukturen der Tourismusregion
Ascona, ehemals ein karolingischer Königshof, liegt über neolithischen und römischen Nekropolen. Da die Gotthardbahn 20 km östlich des Städtchens gebaut wurde (siehe Karte 55.2), profitierte es wenig vom wirtschaftlichen Aufschwung, den die Eisenbahn nach sich zog. Dafür blieb der ursprüngliche Charakter der Siedlung und Landschaft erhalten. Der Ortskern mit seinen für das Tessin typisch verwinkelten Gassen hebt sich von der nach 1900 erfolgten Erweiterung des Siedlungsgebietes ab. Dem zentrumsnahen Badestrand benachbart sind der grossflächige Golfplatz und östlich davon der 1998 eröffnete Jacht- und Bootshafen „Porto al Segnale“. Der noch in der Karte eingezeichnete gemeindeeigene Flugplatz nördlich der Golfanlage ist seit 1997 stillgelegt und wird heute u. a. als Landeplatz für Paraglider genutzt. Der nächste Landeplatz für Privatflugzeuge liegt ohnehin nur 20 Autominuten von Ascona entfernt, in der Magadino-Ebene. Die heutige Gemeindegrenze verläuft nicht in der Mitte der Maggia, da der Maggia-Kanal bei seiner Anlage nicht genau in das alte Flussbett gelegt wurde. Als Mitbetreiberin der auf der Locarneser Seite der Maggia liegenden Abwasserreinigungsanlage sorgt der Ferienort für eine hohe Seewasserqualität, die den Gästen, je nach Jahreszeit, die Ausübung aller auf einem Binnensee üblichen Wassersportarten ermöglicht; selbst ein Fischereipatent kann gelöst werden.Monte Verità
Die 1900 gegründete Vereinigung Monte Verità – „Berg der Wahrheit“ – mit Sitz auf der im Nordwesten liegenden Erhebung Monescia, hat diesem Hügel zu seinem bekannteren Zweitnamen verholfen. Ascona verdankt seine touristische Attraktion unter anderem der Ausstrahlung dieses Ortes. Von 1870 bis zum Zweiten Weltkrieg wirkten hier Weltverbesserer, Naturmenschen, Künstler und Philosophen wie Carl Gustav Jung, Hermann Hesse, James Joyce und Erich Maria Remarque. Verständlich, dass sich Ascona selbst als „eine Oase für Weltgewandte und stille Geniesser“ bezeichnet. Oben, im nur vom Frühjahr bis Herbst geöffneten Museum Casa Anatta, wird das Auftreten bedeutender Protagonisten und ihren wirkmächtigen Einflüssen auf den Gebieten der Sozialutopie, Mythologie, Musik, Literatur sowie der allgemeinen Seelen-, Lebens-, Geistes- und Körperreform am Monte Verità dokumentiert. Am Fusse desselben, an der zur Flanierzone umgebauten, ehemaligen Durchgangsstrasse, präsentiert das ganzjährig geöffnete Museo Comunale d’Arte Moderna im Palazzo Legato Don Pancaldi (erbaut im späten 16. Jh.) Gemälde, u. a. von Marianne von Werefkin, Paul Klee und Alexej von Jawlenski, die allesamt vom Monte Verità angezogen wurden.Einerseits eine enge Tourismussaison, andererseits ein breites Publikum
Ascona ist ein Sommertourismusort – siehe Diagramm und Karte 50.1. Um den Nachteilen der ausgeprägten Einsaisonalität zu entgehen und auch in der kühlen Jahreszeit für Touristen attraktiv zu sein, wird die touristische Infrastruktur Asconas für einen Ganzjahrestourismus ausgebaut: Curling-Spieler und Eisläufer kommen in der Eishalle Siberia auf ihre Kosten; der 18-Loch-Golfplatz ist ganzjährig bespielbar; Winterwanderungen in der Umgebung sind ebenfalls im Angebot. Seit 2001 führt ein 6 km langer Planeten-Lehr-Parcours, Astrovia genannt, vom Lido di Locarno der Maggia entlang durch Ascona nach Tegna. Im Ganzjahresprogramm sind auch die Veranstaltungen der „Schwesterstadt“ Locarno angeführt. Das Ascona New-Orleans-Jazz-Festival mit über 200 Konzerten, die internationale Pferde-Springkonkurrenz, die internationalen Filmfestspiele von Locarno, die Settimane Musicali di Ascona (Konzerte mit klassischer Musik unter Mitwirkung weltbekannter Orchester und Solisten), das internationale Marionetten-Festival, Weihnachtskonzerte, Segelregatten, Golfmeisterschaften und das Feuerwerk auf dem See sprechen ein internationales und an kulturellen Anlässen interessiertes Publikum an.
Die liebliche Berg- und Seenlandschaft mit vergleichsweise mildem Klima hat am sonnenexponierten Hang des Monte Verità eine wohlhabende Einwohnerschaft, die respektable Villen bauen liess, angezogen. Trotz des Fokus auf Internationalität haben Ein- und Zweisternehotels, Pensionen und Ferienwohnungen in Ascona ihren Platz neben Vier- und Fünfsternehotels gefunden. Damit können auch Feriengäste mit kleinerem Budget an der traditionellen und ausgeprägten Internationalität teilhaben. Daran ändert auch der Umstand wenig, dass die lokale Jugendherberge im benachbarten Locarno zu finden ist.