Mitteleuropa - Fernverbindungen des Eisenbahnverkehrs

Schweiz - Landschaftswandel und Transitverkehr
978-3-14-100919-4 | Seite 55 | Abb. 4| Massstab 1 : 10000000

Überblick

Die Karten 55.3 und 55.4 zeigen das Transportvolumen im Gütertransport auf der Strasse bzw. auf der Schiene in Millionen Tonnen pro Jahr. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind die beiden Karten stark generalisiert. Auch wenn, bedingt durch das so ungleichgewichtige Güteraufkommen, unterschiedliche Schwellenwerte die direkte Vergleichbarkeit erschweren, so zeigt sich bei der Betrachtung dennoch deutlich, dass der Gütertransport auf der Strasse in Mitteleuropa generell wesentlich grösser ist als auf der Schiene. In den meisten europäischen Ländern werden die Güter vorwiegend auf der Strasse befördert. Dies gilt vor allem für die westeuropäischen Staaten, weniger für die Schweiz und die osteuropäischen Länder.

Die Rolle der Bahn beim Alpentransit

Der Schwerpunkt der schweizerischen Verkehrspolitik liegt schon seit längerem auf dem Ausbau der Bahn und der Eindämmung des Gütertransports auf der Strasse. Dennoch hat der Transport auf der Strasse stärker zugenommen als jener auf der Schiene. 2022 lag in der Schweiz der Anteil des Schienengüterverkehrs an der gesamten Transportleistung (gemessen in Tonnenkilometern, also die Beförderung einer Tonne über einen Kilometer) bei 38 %. 1980 war dieser Wert wesentlich höher, nämlich 53 %; 2015 lag er mit 39 % nur minimal höher als heute. Ein Rückgang des Anteils des Schienengüterverkehrs war vor allem in den 1980er und 1990er Jahren festzustellen. Seit der Jahrtausendwende liegt der Anteil der Bahn zwischen 36 % und 42 %. Dieser Wert ist im Vergleich mit den EU-Ländern immer noch sehr hoch. Dort werden durchschnittlich nur 19 % des Landgüterverkehrs auf der Schiene abgewickelt.
Mit der bisherigen Infrastruktur ist die Bahn im Alpengebiet nicht in der Lage, das künftige Verkehrsaufkommen zu bewältigen. Während in Österreich die Brenner-Strecke massiv ausgebaut wird (u. a. durch Errichtung des 64 km langen Brenner-Basistunnels zwischen Innsbruck und Franzensfeste), um den Verkehr stärker von der Strasse auf die Schiene zu verlagern, bildet in der Schweiz das Projekt der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) die wichtigste Massnahme zur Kapazitätserhöhung, da die Leistungsfähigkeit der Gotthard-Bergstrecke nicht mehr ausreichte. Die Kernstücke der NEAT, der 36 km lange Lötschberg-Basistunnel wurde 2007 eröffnet, und der 57 km lange Gotthard-Basistunnel (s. Karte 53.2), steht dem Eisenbahnverkehr seit 2016 zur Verfügung. Zusammen mit den modernisierten Schienenabschnitten der Bahn 2000 im Mittelland wurden die beiden Achsen Gotthard und Lötschberg-Simplon zu Hochleistungsstrecken, die zu einem grossen Teil in Tunnels verlaufen.
Die Schweizer Bahninfrastruktur wird laufend weiter ausgebaut bzw. gestärkt; ein im Bau befindliches Projekt ist z.B. der relativ kurze Ligerztunnel am Bielersee, der ein verbliebenes Nadelöhr im Bahnverkehr auf dem Weg nach Genf beseitigen soll.

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